Mit „Likes“ auf Augenhöhe

Analyse: In Sozialen Netzwerken liegen Hofer und Van der Bellen fast gleichauf.
Wien. (VN-ebi) Im Zeitalter der Onlinemedien ist das Wahlkämpfen schwieriger geworden. Die Bürger können sich direkt artikulieren. Sie können sich unmittelbar bei und zu ihrem Wunschkandidaten äußern oder auch ihre Ablehnung kundtun. Das habe etwas sehr Forderndes, sagt Kommunikationsstratege Peter Plaikner. Die Finalisten im Rennen um die Hofburg sind – neben Irmgard Griss – wohl jene Kandidaten, die den Auftritt in den Sozialen Medien am besten beherrschen. Wie mit ihren Leistungen bei TV-Duellen könnten sie auch über diesen Weg Stimmungen verstärken und unentschlossene Wähler überzeugen, meint Plaikner. Rund 45 Prozent der Wähler gilt es nun zu motivieren – geht man von dem Ergebnis des ersten Wahlgangs aus. Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen erreichten gemeinsam rund 55 Prozent, wobei Hofer mit einem klaren Abstand vorne lag. „Die Chancen stehen 50:50“, sagte Van der Bellen vor wenigen Tagen. Ein ähnliches Fazit zieht das österreichische Start-up Storyclash – zumindest, was die Aktivitäten der Fans auf Facebook betrifft.
Große Online-Analyse
Storyclash hat 650 Artikel, die in österreichischen Online-Medien zur Bundespräsidentenwahl veröffentlicht wurden, inklusive Reaktionen, ausgewertet. Vom
15. April bis 19. Mai waren 147 dieser Berichte eindeutig den Stichwahlkandidaten zuzuordnen. Fast 290.000 Reaktionen auf die Geschichten wurden auf Facebook gezählt. Die Annahme: Positive Reaktionen (Like, Love) auf einen Artikel unterstützen die darin enthaltene Aussage, negative Reaktionen (Sad, Angry) lehnen sie ab.
Insgesamt hat Hofer mehr Likes (51,86 Prozent) erzielt, als Van der Bellen. Werden allerdings alle zustimmenden Reaktionen auf Van der Bellen-Beiträge und negative Antworten auf Hofer-Beiträge zusammengezählt, so schafft Van der Bellen einen positiven Saldo von 56,71 Prozent. Hofer hingegen liegt bei dem gleichen Szenario bei 43,29 Prozent.
In den vergangenen vier Wochen war die Anzahl der täglichen Likes für Van der Bellen auf Facebook meist höher. In der Gesamtauswertung allerdings liegt Hofer vorne. Schließlich konnte er rund um seinen Wahlsieg Spitzenwerte erreichen.
Van der Bellen holte aber in den vergangenen Tagen auf. Dies hänge mit den zahlreichen Wahlempfehlungen zusammen, glauben die Autoren.
Warten auf Montag
Das Rennen bleibt spannend. Sei nur noch ein letzter Social-Media-Beitrag auf Twitter zu erwähnen: „Am Montag werd ich, egal wer gewinnt, mal einen kurzen Freudentanz einlegen, einfach nur, weil der Wahlkampf vorbei ist“, schrieb die Journalistin Hanna Herbst.
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