700 Tote im Mittelmeer

Politik / 29.05.2016 • 22:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Eine der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer: Einige Passagiere konnten sich retten, als das Boot kenterte.  Foto:AP
Eine der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer: Einige Passagiere konnten sich retten, als das Boot kenterte.  Foto:AP

Drei Flüchtlingstragödien an drei Tagen im Meer. Renzi will Flüchtlingspakte mit Afrika.

Pozzallo, Athen. (VN) Mehr als 700 Menschen könnten in den vergangenen Tagen bei drei Flüchtlingstragödien im Mittelmeer ums Leben gekommen sein. Diese Zahl nannte das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) am Sonntag. Als Grundlage dienen dem UNHCR Aussagen von Überlebenden, die inzwischen in Süditalien angekommen sind.

Nach dem Bericht der UNHCR-Sprecherin Carlotta Sami werden nach dem Kentern eines Flüchtlingsboots am Mittwoch noch etwa 100 Personen vermisst. Die italienische Marine hatte zahlreiche Menschen aus dem Wasser gerettet.

Seit dem Untergang eines anderen Boots am Donnerstag sind laut der UN-Sprecherin rund 550 weitere Menschen verschollen. Dieses Gefährt mit bis zu 670 Insassen sei von einem Schmugglerboot gezogen worden, bevor es kenterte. Rund 25 Flüchtlinge aus dem verunglückten Boot konnten sich zu dem Schleppboot retten, 79 weitere wurden von internationalen Schiffen aufgenommen. 15 Leichen wurden aus dem Wasser geborgen.

Am Freitag wurden nach einem dritten Unglück 135 Menschen gerettet, aber auch 45 Leichen geborgen. Viele weitere Menschen werden vermisst. Die genaue Zahl sei unklar, sagte Sami.

Das gute Wetter und die ruhige See hatten in den vergangenen Tagen viele Flüchtlinge dazu bewegt, die gefährliche Überfahrt von Libyen nach Italien zu wagen. 13.000 Menschen wurden seit Wochenanfang von Marine- und Rettungsschiffen an Bord genommen. Allein am Samstag waren es mehr als 650.

20 Migranten gerettet

In der Nacht zum Sonntag rettete die britische Küstenwache 20 Menschen aus einem Schlauchboot im Ärmelkanal und brachte sie nach Dover. Wer die Menschen sind und woher sie kamen, war zunächst unklar. Die Küstenwache reagierte auf einen Notruf und suchte stundenlang nach dem Boot, in das Wasser eindrang, und fand es dann 120 Kilometer südöstlich von London.

Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi fordert, dass die EU mit afrikanischen Ländern ein ähnliches Flüchtlingsabkommen schließt wie mit der Türkei. Als Gegenleistung für strengere Grenzkontrollen könne die EU afrikanischen Ländern Finanzhilfen sowie Einreisequoten für Arbeitnehmer, Studenten und Wissenschafter anbieten.

Endstation Griechenland

Nach der Räumung des wilden Flüchtlingscamps kritisiert das UNHCR Griechenland wegen schlimmer Zustände in den staatlichen Unterkünften. Flüchtlinge würden in heruntergekommen Lagerhäusern und auf Fabrikgeländen untergebracht. Ein Beispiel ist das Athener Lager Elliniko, in dem rund 4000 Migranten seit Monaten unter schlechtesten Bedingungen hausen. Der griechische Stab für die Flüchtlingskrise konterte, an der Lösung des Problems werde gearbeitet, und warf dem UNHCR Querschüsse statt konstruktiver Zusammenarbeit vor.

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