Auf dem Boden der Tatsachen

Van der Bellens Wahlerfolg brachte den Grünen nichts. Glawischnig hatte keine Lösung.
Wien. (joh) Natürlich hat sich auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig im vergangenen Jahr darüber gefreut, dass Alexander Van der Bellen, ihr Vorgänger, von Wahlerfolg zu Wahlerfolg zog, um sich bei der finalen Entscheidung um das Amt des Bundespräsidenten am 4. Dezember überraschend klar gegen Norbert Hofer (FPÖ) durchzusetzen. Sie hielt sich jedoch zurück. Im Unterschied zu manchen Parteikollegen, die schon von einer linken, um nicht zu sagen grünen Mehrheit träumten. Glawischnig wusste, wie Van der Bellens Erfolge zustande gekommen waren: Zunächst war er auf Distanz zur Partei gegangen, um als unabhängiger Kandidat wahrgenommen zu werden. Und dann war er nicht so sehr seinetwegen gewählt worden, sondern eher zur Verhinderung seines freiheitlichen Gegenkandidaten.
Von einem Grünen-Erfolg konnte also nicht gesprochen werden. Und als Bestätigung dafür musste die Partei heuer auch gleich bei der Grazer Gemeinderatswahl Verluste hinnehmen: Ausgerechnet dort, wo Van der Bellen 67 Prozent geholt hatte, schaffte sie nur noch zehneinhalb Prozent.
Eine Antwort darauf, wie die Partei selbst ihre Stimmenanteile zumindest halten könnte, hatte Glawischnig nicht. Im Gegenteil, kräfteraubende Auseinandersetzungen mit den Jungen Grünen vor Ostern machten die Probleme nur noch größer.
Und dann ist nun auch noch Sebastian Kurz als designierter ÖVP-Chef und -Spitzenkandidat in den Ring gestiegen. Als hätte Christian Kern auf Seite der SPÖ im Hinblick auf die Nationalratswahl am 15. Oktober nicht schon gereicht: Beide sind ernstzunehmende Konkurrenten, die Tausende Wähler, die es ansonsten vielleicht zu den Grünen gezogen hätte, bei den Schwarzen und den Roten halten könnten. Das jedenfalls lehrt die Vergangenheit: Ging es den Großparteien schlecht, profitierten die Grünen davon; ansonsten war es zum Teil sogar umgekehrt.