Liste Namenlos
223.543 Menschen haben die Liste Pilz gewählt. Noch bevor das neue Parlament die Arbeit aufnimmt, steht die Partei ohne Peter Pilz da. Aus der Liste Pilz ist die Liste Namenlos geworden. Wer auf ein Parteiprogramm verzichtet und stattdessen Personen in den Mittelpunkt stellt, ist ohne die Person nichts mehr.
223.543 Menschen haben die Liste Pilz gewählt. Der Kontrolle wegen, definitiv ein hehres Wahlmotiv. Als Programm allein taugt es aber nicht. Peter Pilz stand für Peter Pilz. Viel mehr wissen wir nicht. Linksliberale Gesellschaftspolitik? Rechtskonservative Ausländerpolitik? Konzernfreundlich? Klassenkämpferisch? Humanistisch? Der Vorfall zeigt die Unerlässlichkeit von Programmen und Ideologie. Verliert eine programmatische und ideologische Partei ihre Führungsperson, tut das den Anliegen keinen Abbruch. Der Wähler weiß, was er bekommt.
223.543 Menschen haben die Liste Pilz gewählt, vor allem weil sie Peter Pilz im Parlament sehen wollten. Ihrem Willen wird nicht entsprochen. Die Liste besteht zwar nicht aus Pilz allein und die Anderen sind Experten in ihrem Gebiet, doch auch sie stehen primär für sich selbst. Sie verpflichten sich keiner Ideologie, keinem Programm, widersprechen sich manchmal. Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl teilten Peter Pilz‘ Ansichten im „Österreich zuerst“-Papier nicht. Was gilt nun? Das ist unberechenbar, und Berechenbarkeit ist in der Politik etwas Positives.
223.543 Menschen haben die Liste Pilz gewählt. Nun haben sie einen Klub mit eigentlich acht wilden Abgeordneten bekommen. Und die zukünftige Regierung darf sich freuen, dass sich die Opposition selbst geschwächt hat, noch bevor das neue Parlament erstmals tagt.
Michael Prock
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