Steuerreform kommt zu zwei Dritteln den Männern zugute

Wien Männer haben von der Steuerreform 2015/16 deutlich stärker profitiert als Frauen. Das geht aus einem Freitag veröffentlichten Rechnungshofbericht hervor. Demnach entfällt nur knapp über ein Drittel der Lohn- und Einkommensteuersenkung von 4,4 Milliarden Euro auf Frauen. Der Rechnungshof fordert das Finanzministerium nun auf, Steuerbegünstigungen zu überprüfen, die vor allem von Männern genutzt werden, zum Beispiel den Kinderfreibetrag und die Absetzbarkeit der Kinderbetreuung.
Grundsätzlich ist das österreichische Steuersystem geschlechtsneutral konzipiert. So werden Partner getrennt besteuert, was aus Sicht des Rechnungshofs zur Förderung der Erwerbsarbeit von Frauen beiträgt. Gleichzeitig macht er aber eine Reihe von negativen Anreizen aus: „Es bestanden insbesondere jene Maßnahmen weiter, die vor allem Männer in Anspruch nahmen.“ Damit gemeint sind etwa steuerbegünstigte Überstunden und der Alleinverdienerabsetzbetrag, der etwa 161 Millionen Euro jährlich kostet, aber zu 90 Prozent von Männern genutzt wird.
Sehr wohl erhöht wurde mit der Steuerreform die vor allem Frauen zugute kommende Negativsteuer. Anspruch auf die Negativsteuer von bis zu 400 Euro im Jahr hat, wer so wenig verdient, dass er oder sie keine Lohnsteuer zahlt. Das waren zuletzt 40 Prozent der Frauen und 26 Prozent der Männer. Ein Grund für den hohen Frauenanteil ist, dass Frauen öfter Teilzeitjobs haben als Männer. Im EU-Vergleich ist die Teilzeitquote der Frauen hoch: In Österreich sind es 47 Prozent, im EU-Schnitt nur 32.