Lebenslange Haft für Mladic

Ex-General wegen Völkermordes in Srebrenica und weiterer Kriegsverbrechen schuldig gesprochen.
den haag Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Bosnienkrieg (1992-1995) ist Ratko Mladic als damaliger Militärchef der Serben wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das UN-Tribunal in Den Haag sprach den 74-Jährigen am Mittwoch schuldig, Völkermord und zahlreiche weitere Morde ebenso befehligt zu haben wie den jahrelangen Beschuss Sarajevos, die gewaltsame Vertreibung Hunderttausender, die Geiselnahme von UN-Soldaten und die massenhaften Vergewaltigungen muslimischer Frauen und Mädchen. Dabei waren mehr als 100.000 Menschen getötet und mehr als zwei Millionen vertrieben worden.
Allein in der damaligen UN-Schutzzone Srebrenica wurden im Juli 1995 rund 8000 muslimische Männer und Buben brutal ermordet, im Laufe des 44-monatigen Beschusses von Sarajevo kamen rund 10.000 Menschen ums Leben. Ziel aller Kriegsverbrechen von Mladic und seinen Offizieren war nach Überzeugung des Gerichts, Muslime und Kroaten aus den von Serben beanspruchten Gebieten zu vertreiben. Die Richter sprachen Mladic in zehn der elf Anklagepunkte schuldig.
Eklat vor Gericht
Nach fünfjährigem Prozess zeigte sich der 74-Jährige am Mittwoch weiter uneinsichtig. Als der gestikulierende Ex-General „Lüge! Reine Lüge! Alles Lüge!“ schrie und nicht mehr auf der Anklageseite Platz nehmen wollte, ließ ihn der Vorsitzende Richter Alphons Orie aus dem Saal werfen. Gegen das Urteil kündigten Mladics Verteidiger Berufung an.
Der frühere General war erst im Jahr 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden. Bereits 2016 war sein politischer Chef, der damalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, für eine fast identische Anklage zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Es war der letzte Völkermord-Prozess des Tribunals. Ende des Jahres wird das Gericht seine Arbeit abschließen.
„Mladic ist der Inbegriff des Bösen und die Verurteilung von Mladic ist der Inbegriff für internationale Gerechtigkeit“, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Said Raad al-Hussein. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sprach von einem weiteren wichtigen Schritt hin zur Aufarbeitung der furchtbaren Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, insbesondere des Völkermordes und der ethnischen Säuberungen in der Stadt Srebrenica.
„Mladics Verurteilung ist der Inbegriff internationaler Gerechtigkeit.“