Syrische IS-Metastasen

USA: Kurden haben ihre Schuldigkeit getan.
kairo In Syrien hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in die Wüste zerstreut. Doch wuchern die Metastasen dieses vor Ort ausgebrannten Krebsgeschwürs andernorts umso schlimmer: So am ägyptischen Sinai, wo IS-Terrormilizen nun auf einen Streich über 300 Menschen ermordet haben. Nicht etwa Christen, Jesiden oder Schiiten, sondern sunnitische Glaubensgeschwister. Ihr einziges Verbrechen bestand darin, Anhänger der gewaltlosen Mystik von Sayyid Badauwi aus Tanta im Nildelta zu sein. Einer übervölkerten Gegend, von wo starke Abwanderung Richtung Sinai im Gang ist. Als diese „Sufi“-Derwische auch dort in einer Moschee Ende November den „Muled“, den Geburtstag ihres Gründers mit Hymnen und Tänzen feierten, schlug der IS grausam zu. Indirekt galt der Schlag natürlich dem ägyptischen Regime des Ex-Generals Abdel Fattah al-Sisi. Er bekämpft alle Formen von radikalem Politislam.
Flankierend zur Schwerpunktverlagerung des IS-Terrors von Nahost nach Nordafrika bekommt es Ägypten mit einer weiteren Folge der neuesten Entwicklungen in und um Syrien zu tun: Die Kairoer Staatsschützer hoben zu Dutzenden türkische Agenten aus, denen sie zur Last legen, auf eine neuerliche Einsetzung des Muslimbrüder-Präsidenten Mohammed Mursi hingearbeitet zu haben. Diesem hatte 2012/2013 Recep Tayyip Erdogan zur Macht verholfen, worauf er jedoch von Sisi gestürzt und lebenslänglich eingesperrt wurde.
Der türkische Staatschef zeigt wieder gesamtorientalische Ambitionen, seit ihn Russen und Iraner dank gemeinsamer Kurdenfeindschaft und US-Hilflosigkeit in der Region frisch aufgewertet haben. Zwar ist Ankaras Traum vom eigenen Vormarsch zur IS-Vertreibung aus Al-Rakka nicht aufgegangen. Dafür waren den Amerikanern die Kurden gut genug. Als Dank dafür hat ihnen jetzt Donald Trump im Einvernehmen mit Erdogan die Waffenhilfe gestrichen und sie damit den Türken ausgeliefert. Diese rüsten nach der Besetzung des nordwestsyrischen Idlib nun zum Einfall in die kurdisch dominierten Gebiete von Afrin quer durchs syrische Mesopotamien bis an den Tigris. Darüber haben sich der russische Präsident Wladimir Putin und sein iranischer Amtskollege Hassan Ruhani in Sotschi mit Erdogan verständigt. Vom Neuanlauf der Syrien-Verhandlungen in Genf bleiben die Kurden ausgeschlossen.