Papst pocht auf Menschenrechte

Bei Treffen mit Suu Kyi in Myanmar geht Franziskus aber nicht direkt auf verfolgte Rohingya ein.
naypyidaw Papst Franziskus hat bei seinem ersten Besuch in Myanmar die Führung des südostasiatischen Landes zur Achtung der Menschenrechte aufgefordert. Auf die Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit ging der 80-Jährige bei seinem Treffen mit der international umstrittenen Regierungschefin Aung San Suu Kyi am Dienstag in Naypyidaw allerdings nicht direkt ein.
Wort „Rohingya“ vermieden
Franziskus nahm indirekt auf die Krise Bezug. „Tatsächlich kann der mühevolle Prozess des Friedensaufbaus und der nationalen Versöhnung nur durch den Einsatz für die Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte vorwärtskommen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Alle Menschen in Myanmar hätten ein Recht auf menschenwürdige Behandlung. Das Wort „Rohingya“ vermied Franziskus jedoch. Dies hatte ihm die katholische Kirche vor Ort geraten, weil ansonsten neue Gewalt entstehen könne. Suu Kyi sprach lediglich von „Herausforderungen, vor denen unsere Regierung steht“. Mehr als 600.000 Angehörige der Rohingya sind seit dem Sommer aus Angst vor brutaler Verfolgung durch das Militär aus dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar nach Bangladesch geflohen. Die Vereinten Nationen sprechen von „ethnischer Säuberung“.
Die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi, die seit vergangenem Jahr die Regierungsgeschäfte führt, steht massiv in der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, nichts gegen die Gewalt zu unternehmen. Die britische Universitätsstadt Oxford, in der Suu Kyi einst lebte, erkannte ihr am Montagabend eine Auszeichnung ab. Man wolle niemanden mit dem Ehrenpreis der Freiheit der Stadt ehren, der in Myanmar „die Augen vor Gewalt verschließt“, hieß es. Die 72-Jährige war einst als Friedenskämpferin verehrt worden, weil sie sich gegen die jahrzehntelange Militärherrschaftt in ihrem Land zur Wehr gesetzt hatte.
Der Pontifex hält sich noch bis morgen in Myanmar auf. In dem Land mit 54 Millionen Einwohnern sind die etwa 650.000 Katholiken eine Minderheit. Zweite Station der Reise ist dann Bangladesch, wo ebenfalls nur wenige Katholiken zu Hause sind. Die große Mehrheit ist dort muslimischen Glaubens.