Weniger Spenden

Unterstützung sinkt im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Millionen Euro.
Wien Die Vorarlberger, Tiroler und Salzburger bleiben großzügig. 68 Prozent von ihnen haben in den vergangenen zwölf Monaten gespendet. Durchschnittlich 121 Euro brachten sie für den guten Zweck auf, heißt es im Spendenbericht des Fundraising Verbands Austria. Nur die Oberösterreicher spendeten mit 126 Euro mehr, allerdings war ihre Spendenbeteiligung mit 50 Prozent deutlich niedriger. Österreichweit rechnet der Fundraising Verband Austria für das gesamte Jahr 2017 mit Spenden von 630 Millionen Euro, das sind zehn Millionen weniger als 2016.
Das Spendenniveau sinkt damit erstmals seit 2010. Günther Lutschinger vom Fundraising Verband hat vor allem zwei Erklärungen dafür: „Das Abflauen der Aufrufe rund um die Flüchtlingshilfe, aber auch die ungenügende Information der Bevölkerung über die Spendenabsetzbarkeit und die daraus resultierende Verunsicherung zeigen ihre Wirkung.“ Seit Jänner 2017 können Spenden nur noch als Sonderausgabe steuerlich berücksichtigt werden, wenn die Spender den entsprechenden Organisationen ihren Vor- und Zunamen sowie Geburtsdatum bekannt geben. Diese Daten müssen die Organisationen den Finanzbehörden melden, damit die Spenden dann automatisch in der Steuererklärung berücksichtigt werden. „Die Organisationen sammelten das ganze Jahr Daten von ihren Unterstützern für das Finanzamt, was zweifellos vom eigentlichen Aufruf für den gemeinnützigen Zweck abgelenkt hat. Rückgänge waren die Folge“, kritisiert der Fundraising Verband. 2016 wurden über 215 Millionen Euro an Spenden von mehr als einer Million Personen gemeldet. „Für 2017 bleibt abzuwarten, ob die Zahl der Spender, die absetzen, weiter wachsen wird“, hält Lutschinger fest.
Kinder beliebtestes Thema
Das beliebteste Spendenthema sind übrigens Kinder, gefolgt von Tieren, Katastrophenhilfe im Inland, Obdachlosen und Bekämpfung des Hungers in der Welt. Ihr Motiv erklären die Österreicher damit, dass ihnen die Organisation sympathisch sei, die Not betroffen mache, Einzelschicksale berühren würden oder man sicher sein könne, dass die Spende auch ankomme. 2016 war das Österreichische Rote Kreuz mit 67,16 Millionen Euro Spitzenreiter, gefolgt von der Caritas (62,16 Millionen), dem SOS Kinderdorf (37,99), Ärzte ohne Grenzen (25,8) und der Dreikönigsaktion (17,12).
Weltmeister im Spenden bleiben die US-Amerikaner mit fast 350 Milliarden Euro oder 1080 Euro pro Kopf. Das gesamte Spendenaufkommen in Europa beläuft sich auf rund 46 Milliarden Euro oder knapp 90 Euro pro Kopf. Schlusslicht sind die Tschechen mit 27 Euro, Spitzenreiter die Schweizer mit 200. Die Österreicher liegen mit einer Pro-Kopf-Spendensumme von 74 Euro im europäischen Mittelfeld auf Platz zehn. VN-ebi
„Die ungenügende Information über die Spendenabsetzbarkeit zeigt ihre Wirkung.“
