Kriege und Kriegsfeiern
Die Weltgeschichte ist vollgepflastert mit makabren Jubiläen, die fast allenthalben geflissentlich übersehen werden: Etwa der 15. Jahrestag des im März 2003 begonnen Irak-Krieges. Auch den vor sieben Jahren, im März 2011 losgetretenen Giftgas-Krieg in Syrien. Und bald auch den 17. Jahrestag des Afghanistan-Krieges.
Allesamt Kriege mit Millionen Toten, Schwerverletzten und Verstümmelten, mit Entwurzelten, Vertriebenen und irgendwo Zuflucht Suchenden. Dass sehr viele „Asylanten“ Opfer dieser Kriege sind, hat sich in den ach so friedvollen westlichen Ländern noch nicht überall herumgesprochen.
Wer diese Kriegsjubiläen als Befreiungsaktionen hochjubelt, wer Kriegsgefahren schürt, neue Kriege vom Zaun bricht, und wer sich ohne Skrupel zu den Kriegsgewinnlern gesellt, der hat keine Wahlerfolge, keine Verdienstkreuze und keine vollen Kassen, sondern Verachtung verdient.
Was bedauerlicherweise viel zu selten passiert. Obwohl es auch gegenwärtig genug Kandidaten dafür gibt. Etliche von ihnen, Diktatoren und autokratische Herrscher allerorten führen Kriege gegen das eigene Volk: Mit Unterdrückungen, Straflagern für „Widerständler“, mit Morden oder dem Initiieren von Hungersnöten. Die Welt ist voll mit „unsichtbaren Kriegen“ von denen kaum jemand spricht.
Und es gibt Politiker, die leichtfertig, aus Selbstüberschätzung, größenwahnsinnig, aus Dummheit oder Unkenntnis, oder schlichtem Schwadronieren latente Kriegsgefahren noch vergrößern. Kompliziert wird es mit den so genannten „guten Kriegen“: Den aufgezwungenen Kriegen zur Verteidigung gegen Unterdrückungskriege fremder Mächte. Und den Kriegen zur Befreiung von mörderischen Unterdrückern.
Der vor fast 63 Jahre beendete zweite Weltkrieg ist ein Beispiel dafür. Es war ein Krieg mit zig-Millionen Toten und mit unsäglichem Leid der letztlich Überlebenden. Was wäre da zu feiern? Gedenkend zu begrüßen sind da das Ende des Krieges, die Befreiung und die Möglichkeit des Neuanfangs. Eines Neuanfangs mit einem „Nie wieder“- Gelöbnis.
Wenn schon feiern, dann doch besser die Friedensbewahrer. Und diskriminieren wir nicht die „Give Peace a chance“-Bewegten. Die auch zum Nachdenken anregende Osterzeit und die weiter tobenden Kriege und jeder noch kommende Tag sind eine gute Gelegenheit dazu. Leider auch eine notwendige.
„Die Welt ist voll mit ‚unsichtbaren Kriegen‘ von denen kaum jemand spricht.“
Peter W. Schroeder
berichtet aus Washington, redaktion@vn.at