Letztes Aufgebot der Hamas

Grenz-„Marsch der Rückkehr“ als Flucht nach vorne.
GAZA Am Grenzzaun Israels mit dem Gazastreifen staut sich der palästinensische „Marsch der Rückkehr“. Die Idee kam zunächst von kleineren Menschenrechtsgruppen, die damit an das 70-jährige Bestehen Israels erinnern wollten. Zugleich an die Tatsache, dass seit damals auch inzwischen zwei Millionen Palästina-Araber in Gaza als einer Art „Freiluftgefängnis“ zusammengedrängt sind. Die dort ab 2007 dominierende Islamisten-Miliz Hamas verwandelte den geplanten Friedensmarsch in feindselige Kundgebungen an der Grenze mit brennenden Autoreifen und provokativen Steingeschossen. Von israelischer Seite wurde zurückgeschossen. Zunächst in die Luft, dann auf die Beine, schließlich ins Leben.
So gab es zu den ersten beiden Freitagshöhepunkten des Rückkehrmarsches schon über 30 Tote und Hunderte, nach Hamas-Angaben sogar mehrere Tausend Verwundete. Ein internationaler Aufschrei wegen des „Abknallens von Zivilisten“ erhob sich. Doch Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman entgegnete, dass es in Gaza keinen einzigen „unschuldigen“ Zivilisten gebe. Sie alle gehörten der Hamas an oder stünden in ihrem Sold. Tatsächlich sollen die Politmuslime der Familie jedes am „Zaun“ Getöteten zwischen 2500 und 3000 Euro auszahlen, Verwundete je nach Verletzung mit bis zu 500 Euro entschädigen – hohe Beträge im völlig verarmten Gaza.
Der Marsch richtet sich genau so wie gegen Israel ebenso an die Adresse von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland. Das zeigen dort erste Unruhen in Nablus und anderen Städten. Abbas seinerseits ignorierte in einer Osterbotschaft am Sonntag – da feierten die orientalischen Christen Auferstehung – völlig den „Marsch zur Rückkehr“. Beobachter in Gaza sehen in diesem ein letztes Aufgebot, um den drohenden wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch des Hamas-Regimes zu verhindern.
Entwaffnung gefordert
Das Hamas-Regime wird schon seit elf Jahren durch Israel und Ägypten nach dem Grundsatz isoliert „Kein Wohlstand, keine wirtschaftliche Entwicklung, aber auch keine humanitäre Krise“. Dennoch steht diese heute vor der Tür, wenn die Blockade nicht endlich aufgehoben wird. Als Vorbedingung dafür fordern Kairo, Tel Aviv und nun auch dessen neuer Freund Saudi-Arabien jedoch die Entwaffnung der Hamas und die Rückkehr von Gaza unter die gemeinsame Autonomieverwaltung mit dem Westjordanland.
Vor einer solchen Kapitulation stellt der „Marsch der Rückkehr“ eine Flucht nach vorn dar. Er soll seinen Höhepunkt am 15. Mai, Israels Unabhängigkeitstag, mit einem „Großen Marsch“ finden, bei dem Israels Grenze überschritten wird. Für die Hamas kann das nur militärischen Selbstmord bedeuten.