Drohen und abwarten

Syrien stellt sich auf Angriff ein. Militär in Alarmbereitschaft.
damaskus Nachdem US-Präsident Donald Trump mit einem Militärschlag gedroht hat, stellt sich die syrische Regierung auf einen Angriff ein. Aus regierungsnahen Kreisen hieß es, zahlreiche staatliche und militärische Einrichtungen in der Hauptstadt Damaskus seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. In vielen Behörden sei die Zahl der anwesenden Mitarbeiter verringert worden.
In einer Erklärung aus dem Weißen Haus vom Donnerstag hieß es dann, eine Entscheidung über einen Militäreinsatz als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Regierung sei noch nicht gefallen. Zunächst sollten weitere Geheimdiensterkenntnisse ausgewertet werden. Ermittler der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) sollen dort ab Samstag mit Untersuchungen beginnen.
Vor dem Verteidigungsausschuss des US-Repräsentantenhauses deutete US-Verteidigungsminister James Mattis an, die US-Regierung prüfe eine Reaktion, die sowohl eine Eskalation in der Region verhindere als auch wegen des angeblichen Giftgasangriffs eine deutliche Botschaft an Syriens Staatschef Bashar al-Assad sende.
Ein Einwohner von Damaskus berichtete, die Menschen in der Hauptstadt lebten wegen der Drohungen in Sorge und Angst vor einem möglichen Angriff. Einige gingen nachts nicht mehr auf die Straße, weil sei davon ausgingen, dass eine Bombardierung zu dieser Zeit erfolgen werde. Andere Einwohner zeigten sich gelassener. Eine Bewohnerin, die in der Nähe des syrischen Präsidentenpalastes lebt, berichtete, das Leben in Damaskus laufe mehr oder weniger normal. Trumps Drohungen halte sie für „reine Propaganda“. Ein Student sagte, er sei nicht besorgt, weil Trumps Vorwürfe auf „Lügen und konstruierten Nachrichten“ basierten: „Mein Alltagsleben geht normal weiter.“
Die russische Regierung warnte die USA vor einer Militäraktion in Syrien. Ein Einsatz von Gewalt wäre ein grober Verstoß gegen das Völkerrecht, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow und verwies auf die erwartete Untersuchung des Giftgaseinsatzes durch die OPCW. Die USA sollten lieber diese Ermittlungen unterstützen, meinte er.
Macrons Appell an Putin
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Donnerstag gesagt, Frankreich habe den Beweis für den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrische Regierung. Deswegen hatte er auch für einen Militärschlag plädiert. Laut Mitteilung des Élysée-Palastes appellierte Macron am Freitag in einem Telefongespräch an Präsident Wladimir Putin, gemeinsam „den Frieden und die Stabilität in Syrien wiederherzustellen“. Zum Schutz der Bevölkerung müsse es „so bald wie möglich Verhandlungen über einen glaubwürdigen und umfassenden politischen Prozess geben“, fügte der französische Präsident hinzu.