70 Jahre Israel
David Ben Gurion verkündete die Unabhängigkeit im Jahr 1948. Kurz darauf folgte der erste Nahost-Krieg.
jerusalem „Gleich allen anderen Völkern, ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit selbst zu bestimmen“, verkündete der israelische Ministerpräsident David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die Gründung des Staates Israel. Laut jüdischem Kalender ist der Unabhängigkeitstag heuer am 19. April.
Berufung auf UN-Resolution
Ben Gurion berief sich auf den Beschluss der UNO-Vollversammlung. Diese hatte 1947 die Resolution 181 zur Teilung Palästinas angenommen. Das Gebiet stand damals unter britischer Mandatsverwaltung. Die Resolution sah die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates vor. Für Jerusalem war ein internationaler Status geplant. Die arabischen Regierungen und die Palästinenser lehnten dies ab.
Die jüdischen Bewohner beriefen sich unter anderem auf die Deklaration des britischen Außenministers Arthur Balfour 1917. Darin versicherte Großbritannien, das im Ersten Weltkrieg das unter osmanischer Herrschaft stehende Palästina besetzt hatte, die Schaffung eines nationalen Heims für die Juden in Palästina zu unterstützen. Grundlage für die Idee eines jüdischen Staates war die Bewegung des Zionismus. Einer seiner führenden Vertreter war der in der Habsburger-Monarchie geborene Theodor Herzl (1860-1904).
Während der Naziherrschaft in Deutschland, Österreich und schließlich in großen Teilen Europas kam es zwischen 1933 und 1945 zur bisher massivsten Judenverfolgung. Viele europäische Juden flohen vor dem Holocaust nach Palästina. Die Briten wollten aber nur eine begrenzte Zahl von ihnen aufnehmen, auch der Gründung eines jüdischen Staates standen sie ablehnend gegenüber. Militante zionistische Gruppen begannen nach dem Zweiten Weltkrieg, die britische Mandatsverwaltung zu bekämpfen. Die bewaffnete Untergrundorganisation Irgun sprengte 1946 das britische Hauptquartier, das King David-Hotel in Jerusalem. 91 Menschen starben. Auch zwischen Juden und Palästinensern fanden blutige Auseinandersetzungen statt. Als in den 1930er-Jahren immer mehr Juden nach Palästina strömten, kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.
Die Palästinenser bezeichnen die Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 als „Al-Nakba“ (Katastrophe). 24 Stunden später erklärten der Irak, der Libanon, Syrien, Ägypten und Jordanien Israel den Krieg. Doch dabei eroberte Israel weitaus größere Gebiete als im UN-Teilungsplan von 1947 vorgesehen, darunter West-Jerusalem. Bis zu 900.000 Palästinenser flohen in das unter jordanischer Verwaltung stehende Westjordanland, in den zu Ägypten gehörenden Gazastreifen und in andere arabische Gebiete. Am 17. September 1948 erschossen Angehörige der jüdischen Terroristengruppe Lechi den von der UNO eingesetzten Vermittler Folke Bernadotte. 1964 entstand die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO).
Im Jahr 1967 kam es zum Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und Syrien. Israel besetzte ganz Jerusalem, den Gazastreifen und das Westjordanland, die Golan-Höhen und die Sinai-Halbinsel. Der Ausgang des Krieges beeinflusst die Weltpolitik bis heute. Für eine Friedenslösung fordern große Teile der Weltgemeinschaft die Rückkehr zu den Grenzen Israels von 1967 und die Schaffung zweier Staaten.
Chronologie Dauerkampf in feindlicher Umgebung
1896 Der österreichisch-ungarische jüdische Publizist Theodor Herzl veröffentlicht sein Werk „Der Judenstaat“.
1916 Britisch-französisches Sykes-Picot-Geheimabkommen legt Interessensphären in der Region nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches fest.
1917 „Balfour-Deklaration“: Der britische Außenminister Arthur Balfour stellt den Juden das Recht auf eine „Heimstätte“ in Palästina in Aussicht, britische Truppen erobern Jerusalem.

1933 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten von Adolf Hitler in Deutschland und der Zweite Weltkrieg haben eine Einwanderung mitteleuropäischer Juden zur Folge.
29. November 1947 Die UN-Vollversammlung ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und in einen arabischen Staat auf. Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen ab.

14. Mai 1948 (Heuer am 19. April nach jüdischem Kalender): Ministerpräsident David Ben Gurion verliest die Unabhängigkeitserklärung. Am Tag darauf erklären Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Israel kann sein Territorium vergrößern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700.000 Palästinenser fliehen.
Juni 1967 Im Sechs-Tage-Krieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.
Oktober 1973 Eine Allianz arabischer Staaten unter der Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel zu Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

März 1979 Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schließen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag. Es ist Israels erster Friedensvertrag mit einem arabischen Staat.
Dezember 1987 Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands Intifada.

September 1993 Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin und PLO-Chef Yasser Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

September 2000 Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.
August 2005 Israel räumt alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.
Juli 2006 Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

Dezember 2017 US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung gilt den Palästinensern als Zerstörung der Zwei-Staaten-Lösung.