Kubanisches Parlament leitet Ende der Ära Castro ein

havanna Stühlerücken in Havanna: Das kubanische Parlament ist am Mittwoch zusammengetreten, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Nachfolger von Staatschef Raúl Castro soll dessen rechte Hand Miguel Díaz-Canel werden. Erstmals seit fast sechs Jahrzehnten wird der starke Mann auf der sozialistischen Karibikinsel dann nicht mehr Castro heißen. Große Umwälzungen sind aber nicht zu erwarten, denn Díaz-Canel liegt voll auf Parteilinie. „Die kubanischen Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen. Vor allem brauchen wir Kontinuität“, sagte der bisherige Vizepräsident kürzlich.
Dennoch ist es eine historische Zäsur: Nach dem 2016 verstorbenen Fidel und Raúl Castro rückt erstmals ein Präsident an die Staatsspitze, der erst nach der Revolution zur Welt kam. Im Gegensatz zu den alten Guerilleros, die noch selbst in den Bergen kämpften und den Diktator Fulgencio Batista aus dem Land trieben, verfügt Díaz-Canel nicht über die natürliche Legitimation seiner Vorgänger.
Für die Parlamentssitzung verzichtete Raúl Castro auf seine typische Militäruniform und trug Sakko und Krawatte. Begleitet wurde er von mehreren Regierungsmitgliedern. Später sollten die 605 Abgeordneten den neuen Präsidenten sowie den Staatsrat wählen. Das Ergebnis wird heute bekannt gegeben. Raúl Castro, der die Amtsgeschäfte 2006 von Fidel übernahm, hatte Kubas Wirtschaft zögerlich geöffnet, um ausländische Investoren anzulocken. Nach Einschätzung von Experten wird Díaz-Canel versuchen, die wirtschaftlichen Reformen fortzuführen, gleichzeitig aber die Macht der sozialistischen Führung zu zementieren.