Überstunden in der Pflichtschule

Vorarlberger Lehrer im Spitzenfeld. Pflichtschulgewerkschafter warnt vor Lehrermangel.
Wien 5,3 Millionen bezahlte Überstunden haben Lehrer im vergangenen Schuljahr geleistet. Das kostete rund 300 Millionen Euro, über 24 Millionen für die Lehrer in Vorarlberg. Sie machten im Schuljahr 2016/17 knapp 500.000 Überstunden, mehr als 365.000 davon im Pflichtschulbereich. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung des Bildungsressorts befinden sich die Lehrer der Vorarlberger Volksschulen, Mittelschulen, Sonderschulen, Polytechnischen Schulen und Berufsschulen im österreichischen Spitzenfeld.
Land besonders betroffen
Für Pflichtschulgewerkschafter Gerhard Unterkofler sind die Zahlen Ausdruck eines schon vorherrschenden Lehrermangels. Vorarlberg sei besonders betroffen. Mit den anstehenden Pensionierungen werde sich die Lage noch verschärfen. Daher müsse in Vorarlberg nach Nachwuchs gesucht und bei Maturanten für die Pädagogische Hochschule (PH) geworben werden. Auch brauche die PH einen breiteren Fächerkanon, um mehr Studenten im Land zu halten. Gleichzeitig sollten Lehrer aus anderen Bundesländern oder Deutschland in die Vorarlberger Schulen geholt werden; ebenso wie jene Pädagogen, die zwischenzeitlich aus dem Job ausgestiegen sind. „Der Wettbewerb spitzt sich zu“, hält der Gewerkschafter fest. Einen weiteren Grund für die Überstundenbilanz an den Vorarlberger Pflichtschulen macht Unterkofler an den zusätzlichen Programmen des Landes fest, für die er lobende Worte findet. Für diese brauche es aber auch zusätzliches Personal. Zum Beispiel hätten die teils doppelt besetzten Klassen in den Volksschulen 70 weitere Lehrpersonen erfordert. Ebenso investiere das Land viel in Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Hier sei man im Spitzenfeld, sagt Unterkofler. Das erkläre außerdem, warum Vorarlberg deutlich mehr als die vom Bund genehmigten 3426 Planstellen im Pflichtschulbereich gebraucht habe. 497 Stellen hat das Land laut Bildungsressort zusätzlich besetzt. Das ist der absolute Spitzenwert. Zum Vergleich: Auf dem zweiten Platz liegt Kärnten mit einer Überschreitung von 323 Planstellen und Niederösterreich mit 245.
Dennoch brauche es weiteres Personal, meint der Gewerkschafter. Angesichts des Lehrermangels seien Maßnahmen dringend nötig. Ansonsten würden die Pädagogen ihre Belastungsgrenze überschreiten, vermehrt unter Burn-outs leiden und damit ihre Krankenstände zunehmen. Das wiederum hätte mehr Belastung für jene Lehrer zur Folge, die weiter unterrichten könnten. Das System wäre so gefährdet, sagt Unterkolfer: „Man darf auch nicht vergessen, dass das Land als Dienstgeber immer eine Obsorgepflicht hat.“