Ära Castro ist zu Ende

Kubas neuer Präsident heißt Miguel Díaz-Canel. Und er ist anders.
havanna Er ist der erste Staatschef seit der Revolution von 1959, der nicht den Namen Castro trägt: Miguel Díaz-Canel. Das Parlament in Havanna wählte den bisherigen Vizepräsidenten zum Nachfolger von Präsident Raúl Castro (86). Vor Raúl Castro führte dessen Bruder Fidel das Land. Die beiden Castro-Brüder haben die Geschichte Kubas sechs Jahrzehnte lang geprägt. Mit dem Rücktritt von Raul als Präsident endet die Ära Castro. Raúl bleibt indes Vorsitzender der Kommunistischen Partei. 2021 soll Díaz-Canel auch diese Aufgabe übernehmen.
Auf Díaz-Canel, der heute seinen 58. Geburtstag feiert, warten eine stagnierende Wirtschaft, eine verrottende Infrastruktur, eine feindselig gesinnte US-Regierung und verbreitete Desillusionierung in der Bevölkerung gegenüber einer Planwirtschaft, die öffentliche Bedienstete nicht auskömmlich bezahlt, zugleich aber die meisten Formen von Privatwirtschaft verbietet. Aufgewachsen ist Díaz-Canel in Santa Clara, wo er auch studierte. Später lehrte er an der dortigen Universität als Professor für Ingenieurwesen. 1994 wurde er zum Ersten Parteisekretär der Provinz Villa Clara ernannt. 2003 stieg er ins Politbüro der KP auf. Sechs Jahre später wurde er Minister für höhere Bildung.
Díaz-Canel ist nicht nur fast 30 Jahre jünger als sein Vorgänger, er scheint auch einen anderen Führungsstil mitzubringen. Wenn Raúl Castro durchs Land reiste, nutzte er eine Wagenkolonne aus glänzenden Importlimousinen. Zahlreiche Leibwächter schützten ihn. Raúl Castro traf bei offiziellen Veranstaltungen unmittelbar vor Beginn ein, und die Menge erhob sich zum Applaus.
Ein neuer Stil
Ganz anders ist der Stil von Castros Nachfolger. Mitte März bei der Wahl zur Nationalversammlung warteten Journalisten, Wähler und Parteifunktionäre vor dem Wahllokal in Santa Clara auf Díaz-Canel. Zwei Stunden vergingen. Plötzlich kam Bewegung in die Menge. Einen halben Straßenzug entfernt ging ein großgewachsener Mann, das weiße Hemd lässig über der Hose getragen, mit seiner Frau und einigen Leibwächtern auf das Wahllokal zu. Díaz-Canel schüttelte Hände, umarmte Wähler und nahm dann seinen Platz in der Warteschlange ein. „Wir bauen eine Beziehung zwischen der Regierung und den Leuten hier auf“, sagte er. Seine Botschaft: Hier kommt ein neuer Typus eines kubanischen Präsidenten.