Gefährliches Spiel
Den vielen dubiosen Ehrentiteln Trumps, wie „Ich bin schon der erfolgreichste Präsident der US-Geschichte”, ist bedauerlicherweise ein neuer hinzuzufügen: Donald J. Trump ist Weltmeister im Herbeiquatschen und Aushandeln von lebensgefährlichen Krisen und Kriegsgefahren.
In weniger als drei Wochen, am 12. Mai, will Trump aus dem von den fünf Vetomächten in der UNO plus Deutschland mit dem Iran abgeschlossenen Atom-Deal aussteigen. Weil der Vertrag, mit dem sich der Iran zu einer drastischen Reduzierung seines militärischen Atomprogramms verpflichtet, laut Trump „der schlechteste Deal aller Zeiten“ ist.
Völlig ungeachtet der Tatsache, dass sich der Iran seit Vertragsabschluss 2015 penibel an alle Auflagen hält, die einen Nuklearkrieg im Nahen Osten verhindern. Wenn Trump das von ihm Angedrohte wahr macht, legt er die Lunte ans nahöstliche Pulverfass. Und was dann folgen kann, darf der Weltgemeinschaft den Schlaf rauben.
Derweil hat der große Führer in Washington einen weiteren Geniestreich in petto: Mit dem Atomraketen bastelnden nordkoreanischen Westentaschendiktator und derzeitigen „US-Feind Nummer eins“, will sich Trump im Mai oder Juni treffen und ihm die nuklearen Flausen austreiben. Nämlich einen Verzicht aufs nukleare Militärprogramm. Ohne amerikanische Zugeständnisse, weil die USA im Trump-Kosmos ja die „Nummer eins“ sind. Deshalb sollen die US-Truppen auch in Südkorea stationiert bleiben, was der Diktator im Norden bislang als unakzeptable Bedrohung seines Landes einstufte.
Verhandlungsziel Trumps ist auch lediglich ein nordkoreanischer Verzicht auf den Bau von theoretisch die USA bedrohenden Interkontinental-Raketen. Ein nordkoreanischer Verzicht auf Kurz- und Mittelstreckenraketen, die Süd-Korea und Japan nuklear pulverisieren könnten, steht augenscheinlich nicht auf dem Verhandlungsprogramm des amerikanischen Präsidenten. So viel zur partnerschaftlichen Fürsorge von Trump-USA mit engsten Freunden und Verbündeten.
Das alles beflügelt die Befürchtung, dass Trump Freunde und Partner der Vereinigten Staaten notfalls fallen lässt. Sein einseitiges und vertragswidriges Vorgehen mit Strafzöllen für Stahl, Aluminium und allerlei anderen Produkten war schon Anlass genug für schlimmste Befürchtungen. Die US-Verbündeten müssen deshalb erkennen, dass Trump ein Nullsummen-Spieler ist, wobei der eine Partner (die USA) nur gewinnen kann, wenn der andere Partner verliert. Nach der Erkenntnis einer deutschen Kanzlerin, dass die USA unter Trump „kein verlässlicher Partner mehr“ sind, ist entschiedener Widerstand gefragt.
„Das beflügelt die Befürchtung, dass Trump Freunde und Partner der USA notfalls fallen lässt.“
Peter W. Schroeder
berichtet aus Washington, redaktion@vn.at