Was Kanzler Kurz bei seinem Besuch im Weißen Haus erwartet

Bundeskanzler Kurz eine Stunde im Weißen Haus
Für Bundeskanzler Sebastian Kurz ist der Besuch in Washington zu Recht eine große Sache. Seit 13 Jahren wurde kein österreichischer Kanzler mehr in Washington empfangen. Und während sich politische Gegenspieler über den Wenige-Minuten-Termin mit Präsident Donald Trump lustig machen, ist bemerkenswert, wie Kurz in Washington hofiert wird – und wie das Programm zustande kam. Trump kann nicht mit Merkel und sucht konservative Verbündete in Europa.
Im Hintergrund die Türen geöffnet hat der US-Botschafter Trevor D. Traina (50). Zwischen dem kalifornischen Startup-Unternehmer und Kanzler Kurz ist im vergangenen Jahr so etwas wie eine Freundschaft entstanden, Traina hat mehrfach betont, dass er seine hervorragenden Kontakte zu US-Digitalunternehmen einsetzen will, um Verbindungen zu Österreich zu knüpfen. Österreich liegt ihm auch deshalb am Herzen, weil sein Großvater in den Siebzigern US-Botschafter in Wien war. Seit Traina seinen Posten in Wien übernommen hat, arbeitet er nach eigenem Bekunden an dem Besuchstermin.
Außenminister wartet
Jetzt ist Kurz in die US-Hauptstadt geflogen, und nur weil das Kanzler-Team stets die Economy-Reisen ihres Chefs betonte, sei hier erwähnt, dass Kurz dieses Mal vernünftigerweise die Business-Class gebucht hat. Gelandet ist er nach heimischer Zeit am späten Abend mit Austrian Airlines. Das Programm ist ein kleines Land wie Österreich ungewöhnlich genug. Obwohl es laut Protokoll kein Staatsbesuch ist, kommt der Arbeitsbesuch einem solchen so nahe wie möglich. Gleich nach der Landung geht es für Kurz und den Begleit-Tross ins InterContinental Willard, das nur einen Katzensprung vom Weißen Haus entfernt an der berühmten Pennsylvania Avenue liegt. Drei Stunden nach der Landung wartet schon ein Dinner mit US-Außenminister Mike Pompeo auf Sebastian Kurz. Pompeo war bis zum Wochenende in Europa, zuletzt bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Das Abendessen war für Mitternacht mitteleuropäischer Zeit geplant.

Eine Stunde Trump-Treffen
Am Mittwoch steht das Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Mittelpunkt, zuvor gibt es noch ein Arbeitstreffen mit dem aus Wien stammenden Rabbiner Arthur Schneier und David Harris vom American Jewish Committee auf dem Programm. Kurz wird laut Protokoll um 13.45 Uhr Ortszeit am Weißen Haus eintreffen, von Donald Trump an der Auffahrt abgeholt. Von zehn Minuten vor bis zehn Minuten nach 14 Uhr (20 Uhr MEZ) steht dann der eigentliche Grund der Reise, das Vier-Augen-Gespräch mit dem US-Präsidenten auf dem Programm.

Alles lässt sich in 20 Minuten nicht besprechen, klar. Dies ist aber auch nicht nötig, denn nach 20 Minuten stoßen Beraterteams auf beiden Seiten zum Gespräch im berühmten Oval Office dazu. Je nach terminlichen Notwendigkeiten am Mittwoch wird der Besuch im Weißen Haus nach einer Stunde und fünf Minuten vermutlich vorbei sein. Die Hoffnungen der Österreicher sind groß. Kurz sagte vor dem Abflug: „Im Fokus stehen vor allem Themen, bei denen wir unterschiedliche Auffassungen haben, wie der Kampf gegen den Klimawandel, der Einsatz gegen Protektionismus und für einen fairen und gerechten Handel im Sinne der österreichischen Wirtschaft sowie globale Fragen, wie die Abrüstung von Atomwaffen.” Allem voran will Sebastian Kurz die Handelsbeziehungen von europäischen Unternehmen zum amerikanischen Markt ansprechen und diese fördern: es geht darum, einen drohenden Handelskrieg abzuwenden.

Botschafter Trevor Traina begleitet die Reise nicht nur, er hat auch am Mittwochabend für eine private Einladung zum Abendessen mit Präsidententochter Ivanka Trump und ihrem Gatten Jared Kushner gesorgt.
Der Besuch in Washington ist die bisher wichtigste Auslandsreise von Sebastian Kurz. Und bei der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten kann die Hauptfrage nur sein, ob der Bundeskanzler den richtigen Ton trifft mit dem Mann, der altersmäßig sein Großvater sein könnte. Gastgeschenk: ein Feldstecher von Swarovski.
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