Neuseeland trauert um die Terroropfer

Premierministerin erhielt Hassmanifest per E-Mail.
christchurch Neuseeland steht nach dem Massaker mit mindestens 50 Todesopfern in zwei Moscheen unter Schock. Im gesamten Land wurde am Wochenende mit der muslimischen Gemeinde von Christchurch getrauert. Dort hatte ein Attentäter am Freitag in den Gotteshäusern mit Schnellfeuerwaffen ein Blutbad angerichtet. Am Sonntag lagen noch mehr als 30 Menschen im Krankenhaus, teils mit lebensgefährlichen Verletzungen. Der mutmaßliche Täter ist ein 28-jähriger Rechtsextremist mit australischem Pass. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Täter allein unterwegs war. Dem Australier, der seit mehreren Jahren in Neuseeland lebte, droht nun wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Kurz vor der Tat stellte er eine 74-seitige Kampfschrift mit rassistischen Parolen ins Internet und verschickte sie auch per E-Mail. Zu den Empfängern gehört Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Die Nachricht ging nach ihren Angaben neun Minuten vor Beginn der Tat ein. Es habe auch keine Hinweise auf die Tatorte gegeben. Die Stimmung im Land fasste Ardern mit den Worten zusammen: „Neuseeland ist in Trauer vereint.“ Auf staatlichen Gebäuden wehten die Flaggen auf Halbmast. Die Opfer sind mit hoher Wahrscheinlichkeit alle muslimischen Glaubens. Nach einer noch inoffiziellen Liste handelt es sich um Menschen im Alter von drei bis 77 Jahren.
Die Polizei setzte sich gegen Vorwürfe zur Wehr, nicht schnell genug am Tatort gewesen zu sein. Polizeichef Mike Bush sagte, vom ersten Notruf um 13.41 Uhr Ortszeit bis zum Eintreffen der ersten Streife in der Al-Nur-Moschee habe es nur sechs Minuten gedauert. Dort starben 42 Menschen. Nach 36 Minuten, so Bush, sei der Attentäter überwältigt worden. Dies geschah allerdings erst, nachdem er in einer zweiten Moschee acht weitere Menschen getötet hatte. Am Samstag wurde der 28-Jährige von einem Gericht offiziell des Mordes beschuldigt. Der Täter hatte seine Tat mit einer Helmkamera live im Internet übertragen. Insgesamt wurden bei dem Australier fünf Waffen sichergestellt, halbautomatische Feuerwaffen und Schrotflinten, und auch Sprengstoff. Der Mann wohnte zuletzt in der Stadt Dunedin. Er hatte seit 2017 einen Waffenschein und war auch Mitglied in einem Schützenverein. Die Regierung will nun die Waffengesetze verschärfen. In dem Pazifikstaat darf man bislang nach einer Überprüfung durch die Behörden schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Dazu benötigt man einen Waffenschein, muss die Waffen aber nicht alle einzeln anmelden. Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bislang von Terror und Amokläufen weitgehend verschont geblieben.
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