Fußballtrainer Orie erschüttert über Angriff in seiner Heimatstadt Utrecht

Politik / 19.03.2019 • 09:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Fußballtrainer Orie erschüttert über Angriff in seiner Heimatstadt Utrecht
Der Tatort im Westen der Stadt wurde abgeriegelt. Die Schüsse fielen am Montag gegen 10.45 Uhr vormittags. AFP, GEPA

Mann soll drei Menschen erschossen haben. Sein Motiv ist noch vollkommen unklar.

utrecht Die niederländische Stadt Utrecht steht unter Schock: Ein 37-jähriger Mann soll am Montag bei einem Angriff in der Straßenbahn drei Menschen erschossen haben. Fünf weitere wurden verletzt, drei befanden sich in kritischem Zustand. Der mutmaßliche Täter flüchtete zunächst, am Abend konnte die Polizei den Mann bei einer Wohnungsdurchsuchung in der Stadt festnehmen. Es soll sich um einen 37-jährigen gebürtigen Türken handeln. Der Hintergrund der Tat bleibt unklar: Die Behörden schlossen ein terroristisches Motiv nicht aus. Aber auch eine Beziehungstat sei möglich. Der Mann wird nun vernommen. Der Vorwurf laute auf Verdacht des Totschlags mit einem terroristischen Motiv. Näheres wurde zunächst nicht bekannt.

Höchste Terrorwarnstufe

Nach dem Vorfall hatte die zuständige Behörde die höchste Terrorwarnstufe für die Provinz ausgerufen, nach der Festnahme des Hauptverdächtigen wurde sie zurückgestuft.

Ex-Fußballprofi Eric Orie, Co-Trainer von Damir Canadi bei Atromitos Athen, ist gebürtiger Utrechter. Der frühere Coach des FC Dornbirn befindet sich derzeit in Griechenland. Am Montag habe er sich sofort telefonisch bei seinen Familienangehörigen erkundigt, ob alles in Ordnung sei, schildert Orie den VN. “Es ist natürlich ein Wahnsinn, wenn du mitbekommst, dass so etwas in der Nähe der Gegend passiert, wo du aufgewachsen bist.” Er kenne viele Menschen in der Stadt, auch wenn sich sein Lebensmittelpunkt mittlerweile in Dornbirn befinde. “Da macht man sich natürlich Sorgen.”

Es ist natürlich ein Wahnsinn, wenn du mitbekommst, dass so etwas in der Nähe der Gegend passiert, wo du aufgewachsen bist.

Eric Orie, Fußballprofi

Bürgermeister Jan van Zanen erklärte zunächst in einer Videobotschaft: “Wir gehen von einem terroristischen Motiv aus.” Auch Ministerpräsident Mark Rutte sprach von einem Anschlag. Polizeisprecher Bernard Jens verwies später im Gespräch mit dem niederländischen Rundfunk NOS darauf, dass ein anderes Motiv infrage komme. “Es könnte auch sein, dass es eine Beziehungstat ist.” Ähnlich äußerte sich Rutker Jeuken vom Innenministerium. “Im Augenblick denken wir, dass es ein terroristisches Motiv sein könnte, aber wir können auch anderes nicht ausschließen.”

Unterschiedliche Aussagen

Von Zeugen gab es unterschiedliche Hinweise. Seinem Eindruck zufolge habe es der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen, sagte Augenzeuge Daan Molenaar im NOS Radio. Andere wollen dagegen gehört haben, dass vier Männer “Allahu Akbar” (“Gott ist groß”) gerufen hätten. Das berichtete die Amsterdamer Zeitung “Het Parrol”. Eine Polizeisprecherin sagte zur Deutschen-Presse-Agentur: “Das können wir nicht bestätigen.”

Später mehrten sich die Hinweise auf eine Beziehungstat. Nach Informationen des niederländischen Fernsehens vernahm die Polizei den Bruder des 37-Jährigen. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte Verwandte, dass der Verdächtige in der Straßenbahn auf eine Frau wegen einer Familienangelegenheit geschossen habe. Anschließend eröffnete er das Feuer auf jene Menschen, die ihr zur Hilfe kommen wollten. Der 37-Jährige ist polizeibekannt. Medienberichten zufolge hat er ein langes Vorstrafenregister. Im Dezember 2013 wurde er wegen versuchten Mordes verurteilt, vor zwei Wochen begann eine Verhandlung wegen eines Vorwurfs der Vergewaltigung. Außerdem wurde er bereits wegen Ladendiebstahls, Sachbeschädigung und Beleidigung vor Gericht gestellt.

Im Zusammenhang mit der Tat wurde nach Angaben der Polizei ein zweiter Verdächtiger festgenommen. Es sei aber unklar, inwieweit er an dem Angriff beteiligt sei, hieß es.

Utrecht

ist die viertgrößte Stadt in den Niederlanden und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt liegt etwa 40 Autominuten südlich von Amsterdam und ist für ihre mittelalterliche Altstadt, die vielen Kanäle sowie ihre Kirchen und Schlösser bei Touristen beliebt. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehört der Dom mit seinem 112 Meter hohen Turm aus dem 14. Jahrhundert. Vor 2000 Jahren wurde die Stadt von den Römern als Kastell gegründet. Heute hat Utrecht rund 350.000 Einwohner.

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