Die EU hat ein Kommunikationsproblem

Politik / 09.04.2019 • 20:59 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
Die EU hat ein Kommunikationsproblem

Es fehlen die Sprachrohre der EU in den Nationalstaaten.

Schwarzach Wer mit dem Auto von Dornbirn nach Wien fährt, braucht laut Routenplaner für 630 Kilometer 6 Stunden und 16 Minuten. Wer von Dornbirn nach Brüssel möchte, fährt mit dem Auto 740 Kilometer laut Routenplaner 7 Stunden und 40 Minuten. Dornbirn und Wien sind Luftlinie 505 Kilometer entfernt, zwischen Dornbirn und Brüssel liegen 550 Kilometer. Was die politische Wahrnehmung betrifft, trennen Brüssel und Wien allerdings Welten. Warum ist das so? „Die EU hat ein Problem, in Nationalstaaten und Regionen wie Vorarlberg zu kommunizieren“, erklärt Markus Rhomberg, Geschäftsführer der Internationalen Bodenseehochschule (IBH) und Experte für Politische Kommunikation. Er fährt fort: „Wie bei jedem Kommunikationsproblem gibt es allerdings keinen Schuldigen, es sind immer Sender und Empfänger beteiligt.“

Er ortet mehrere Probleme. So werde die EU oft als komplex und entscheidungsschwach in großen Themen wie Brexit und Migration dargestellt. Gleichzeitig griffen die Brüsseler Institutionen Themen auf, die eigentlich keine große Relevanz hätten. „Die Zeitumstellung ist zum Beispiel kein Problem, dem sich die EU annehmen müsste“, analysiert der Experte. „Umgekehrt gibt es Nationalstaaten, die das Blame-Game spielen. Insbesondere Österreich.“ Blame-Game bedeutet, der EU die Schuld für etwas zu geben, wofür sie nichts kann. In Brüssel würden zudem Entscheidungen getroffen, die zwar jedem Bürger etwas brächten, was aber nicht kommuniziert werde. „Wie die Abschaffung der Roaming-Gebühren“, sagt Rhomberg.

Der EU fehle ein Sprachrohr für die nationalen Medien. Laut Rhomberg wäre das die Pflicht der EU-Parlamentarier. Allerdings habe eine Studie gezeigt, dass Personen wie der Ratspräsident, die Außenbeauftragte und die Kommissare öfters in nationalen Medien vorkommen als noch vor wenigen Jahren. VN-mip

„Manche National­staaten spielen das Blame-Game. Ins­besondere Österreich.“