Gegen Gewalt im Klassenzimmer

Bildungsminister Faßmann setzt auf verschiedene Maßnahmen. Neues Personal soll es nicht geben.
wien Ein handgreiflicher Vorfall an einer HTL im Wiener Gemeindebezirk Ottakring hat unlängst für Schlagzeilen gesorgt. Ein im Internet kursierendes Video zeigte, wie ein in die Enge getriebener Lehrer einen Schüler bespuckt und daraufhin von Schülern angegriffen wird. Die Konsequenz: Der Lehrer darf die Klasse nicht mehr unterrichten, der Schüler wurde vorläufig vom Unterricht suspendiert. Eine unabhängige Kommission soll nun klären, wie es zu den Gewaltvorfall kommen konnte. Die Geschehnisse haben auch politische Folgen. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) stellte am Freitag einen Neun-Punkte-Plan vor, um Gewalt und Mobbing an den Schulen in den Griff zu bekommen – auch wenn der Minister betonte, dass der Vorfall an der HTL ein „Beschleuniger unseres Nachdenkens“ gewesen sei, nicht der Auslöser. Über die geplanten Maßnahmen sagte Faßmann: „Manches ist bekannt, man muss nicht alles neu erfinden. Manches muss man neu erfinden, manches stärker akzentuieren. Die Weltformel gibt es nicht bei der Bekämpfung von Gewalt und Mobbing.“
Der Minister setzt zum Beispiel auf präventive Teambuilding-Maßnahmen, wenn sich Klassengemeinschaften zu Beginn des Schuljahres bilden. Das könnten zum Beispiel gemeinsame Ausflüge sein. In der Ausbildung sollen angehende Lehrer besser auf extreme Konflikte vorbereitet werden. Durch Verhaltensvereinbarungen wären auch Schüler dazu verpflichtet, zu einer gewaltfreien Schule beizutragen. Wenn sie sich nicht daran halten, wären Hilfsdienste in der Bibliothek oder die Mithilfe bei Veranstaltungen denkbar. Neben den Präventionsmaßnahmen sollen Lehrer, Direktoren und Schulaufsicht besser über die rechtlichen Rahmenbedingungen geschult, eine Plattform für betroffene Lehrer und Schüler eingerichtet sowie Pädagogen zu Streitschlichtern ausgebildet werden. Zur Deeskalation könnten Schüler kurzfristig, etwa für den Rest der Stunde oder des Tages, außerhalb des Klassenverbandes, untergebracht werden. Schließlich soll es ein Konzept für Time Out-Klassen geben: In gravierenden Fällen würden Schüler aus dem Klassenverband ausscheiden und von Sonderpädagogen unterrichtet. Diese Maßnahme könnte für eine Woche oder einen Monat erfolgen. Auch die Suspendierung oder der Ausschluss von Schülern ab der Oberstufe wird vielleicht neu geregelt. Neues Personal soll es voraussichtlich nicht geben. Schon jetzt finanziere der Bund 800 Stellen für psychosoziale Betreuung durch Beratungslehrer, Psychologen oder Sozialarbeiter, so Faßmann. Dazu kämen entsprechende Stellen in den Ländern.
Es gelte nun, die Gesetzesvorschläge abzuwarten, sagte Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP). „Dann schauen wir uns an, was sich der Bund vorstellt.“ Auf die Frage, ob sie von einem ähnlichen Vorfall wie an der HTL in Wien auch in Vorarlberg wisse, meint die Landesrätin: „Das ist mir hier nicht bekannt. Nach Auskunft der Bildungsdirektion kommen zwar durchaus Probleme vor. Aber nicht mehr als in anderen Bundesländern.“ In Vorarlberg gebe es eine Mobbing-Koordinationsstelle, die im nächsten Schuljahr ausgebaut wird. „Das wird sehr gut angenommen.“ Dazu kommen unter anderem Supervisionsangebote, sonderpädagogische Berater und Schulpsychologen. VN-RAM
„Ein Vorfall wie an der HTL in Wien ist mir in Vorarlberg nicht bekannt.“
