Pakistan schließt militärische Reaktion in Kaschmir aus

Streit um Sonderstatus der Kaschmir-Region geht in die nächste Runde.
Srinagar, islamabad Die Aufhebung des Sonderstatus für den von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs verschärft die Krise in der Region. Eine militärische Reaktion hat Pakistan indes ausgeschlossen. Man prüfe politische, diplomatische und rechtliche Optionen, ließ Außenminister Shah Mehmood Qureshi am Donnerstag in Islamabad wissen. „Eine militärische Reaktion prüfen wir nicht“, sagte er, „aber haben wir nicht das Recht, im Falle einer Aggression zu antworten?“ Islamabad werde sich bald an den UN-Sicherheitsrat wenden und würde auch eine Vermittlung etwa der EU in dem Konflikt begrüßen.
Der Luftraum über Pakistan soll geöffnet bleiben, betonte Qureshi. Auch bei dem geplanten Kartarpur-Grenzkorridor solle es bleiben. Dieser werde indischen Anhängern des Sikh-Glaubens den Besuch eines ihrer heiligsten Schreine im pakistanischen Kartarpur Sahib erleichtern. Die Eröffnung ist für Herbst geplant. Wenige Stunden davor hatte Pakistans Bahnminister Sheikh Rashid Ahmed erklärt, die einzige Zugverbindung nach Indien, der „Samjhauta Express“, werde vorübergehend eingestellt. Die nicht nur verkehrstechnisch wichtige, sondern auch symbolische Strecke verbindet die ostpakistanische Metropole Lahore und die indische Hauptstadt Neu-Delhi. Der „Freundschaftsexpress“ hatte erst im März wieder den Betrieb aufgenommen. Er war für kurze Zeit ausgesetzt worden, nachdem Indien nach eigenen Angaben ein Terroristenlager in Pakistan aus der Luft angegriffen hatte.
Die indische Regierung hatte der Region Jammu und Kaschmir vor wenigen Tagen den Sonderstatus entzogen, der der Region unter anderem eine eigene Verfassung und eine eigene Flagge garantierte. Pakistan beansprucht das Gebiet auch und bezeichnete die Aufhebung des Status als „illegal“. Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir, zwei Kriege wurden deswegen bereits geführt. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China. Indien zufolge wurde durch den Sonderstatus die Entwicklung Kaschmirs behindert. Die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region soll nun in das überwiegend hinduistische Land integriert werden.
Indiens Premierminister Narendra Modi hat am Donnerstagabend in einer 40-minütigen Rede die Aberkennung der Autonomie-Regelung der indischen Kaschmir-Region verteidigt. Der neue Status würde dem Himalaya-Gebiet helfen, eine populäre Touristenregion zu werden.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.