„Mein Vater ist ganz bleich geworden“

Politik / 30.08.2019 • 19:28 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
„Mein Vater ist ganz bleich geworden“
Martin Purtscher musste zwar noch einrücken, hatte aber zum Glück keinen Kampfeinsatz mehr. VN/PAULITSCH

Altlandeshauptmann Martin Purtscher (90) erinnert sich an den 1. September 1939, als der Zweite Weltkrieg begann.

THÜRINGEN „An den 1. September 1939 habe ich lebhafte Erinnerungen“, sagt Altlandeshauptmann Martin Purtscher. „Ich war damals elf Jahre alt.“ An jenem Tag habe er seinen Vater zum ersten Mal sehr bedrückt erlebt.

Die Familie Purtscher hat damals schon in Thüringen gelebt. Der Vater betrieb eine Landwirtschaft. „Am Morgen des 1. September 1939 fuhren wir mit Ross und Leiterwagen von Thüringen nach Düns. Als wir dort ankamen, informierten uns Dünser Bekannte, dass gleich im Radio eine Sondermeldung kommt: Der Hitler spricht.“ Es war die im Rundfunk übertragene Reichstagsrede am Vormittag des 1. September, in der Hitler sagte: „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.“

“Krieg ist furchtbar”

„Mein Vater ist ganz bleich geworden“, erinnert sich Martin Purtscher. „Er verweigerte das Frühstück und redete nichts mehr. Ich fragte: ,Täta, was ist mit dir?‘ Er antwortete: ,Du weißt nicht, was Krieg heißt. Krieg ist furchtbar.‘“ Purtschers Vater war im Ersten Weltkrieg Soldat gewesen.

„Hitlers Kriegserklärung hat ihm einen Schock versetzt. Sie machte ihn so betroffen, dass auch für mich als elfjährigen Buben Krieg mit einem Schlag furchtbar wurde.“

Mit 16 eingerückt

Martin Purtscher selbst musste im Zweiten Weltkrieg als 16-Jähriger einrücken: „Ich wurde nach Italien geschickt, hatte aber zum Glück keinen Kampfeinsatz mehr.“ Heute, 80 Jahre später, resümiert er: „Der 1. September 1939 führte dazu, dass innerhalb von sechs Jahren 60 Millionen Menschen ihr Leben im Krieg verloren haben.“

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