Früherer Präsident Chirac verstorben

Konservativer prägte Frankreichs Politik über vier Jahrzehnte.
paris Der frühere französische Staatschef Jacques Chirac ist tot. Der konservative Politiker ist am Donnerstag im Alter von 86 Jahren gestorben. In der französischen Nationalversammlung gab es eine Schweigeminute. Chirac prägte die französische Politik über vier Jahrzehnte mit und zog von 1995 bis 2007 als Staatschef die Fäden im Élyséepalast.
International blieb Chirac mit seinem Protest gegen den Irakkrieg in Erinnerung. An der Seite des damaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) stemmte er sich gegen die Angriffspläne von US-Präsident George W. Bush. Als erster französischer Staatschef erkannte Chirac die Mitschuld seines Landes an der Verfolgung der Juden während der deutschen Besatzungszeit an. Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen bescherte ihm 2002 eine Wiederwahl mit 82 Prozent der Stimmen – weil der Rechtsextreme zum Schock vieler Franzosen in die Stichwahl um das Präsidentenamt einzog, stimmten auch Linke zähneknirschend für Chirac. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte das Nein der Franzosen im Referendum über die geplante EU-Verfassung 2005.
Der 1932 in Paris geborene Chirac begann seine innenpolitische Karriere an der Seite des früheren Staatspräsidenten Georges Pompidou. Später wurde er zweimal Premierminister, zudem lenkte er als Bürgermeister von Paris 18 Jahre lang die Geschicke der Hauptstadt. Diese Zeit holte ihn nach seinen Jahren im Élyséepalast ein: Als erster französischer Ex-Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er strafrechtlich verurteilt, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Untreue und Unterschlagung öffentlicher Gelder. Vom Rathaus bezahlte Mitarbeiter hatten in Wahrheit für Chiracs Partei gearbeitet.
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