Syrien-Rückkehrerin aus Vorarlberg als Zeugin befragt

Frau sagt bei Dschihadisten-Prozess in Graz aus.
Bregenz, Graz In Graz stehen derzeit elf mutmaßliche Dschihadisten vor Gericht. Ihnen werden die Verbrechen der terroristischen Vereinigung, der kriminellen Organisation und der staatsfeindlichen Verbindung vorgeworfen. Alle Angeklagten, die bisher ihre Unschuld beteuerten, haben ein Naheverhältnis zur radikalen Grazer Taqwa-Moschee. Am zehnten Verhandlungstag ging es vor allem um die drei angeklagten Frauen der Gruppe. Als Zeugin sagte am Dienstag auch eine Syrien-Rückkehrerin aus, die in Vorarlberg aufgewachsen ist.
Die angeklagten Frauen hatten angegeben, dass im Glaubensverein nie über den Dschihad oder eine mögliche Auswanderung nach Syrien zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gesprochen worden sei. Allerdings sollen 38 Mitglieder der Moschee in zwei Gruppen 2014 in das Bürgerkriegsland gereist sein, um sich dem IS anzuschließen. Von der ersten Gruppe kehrte niemand zurück. In der zweiten Welle begaben sich drei Familien mit insgesamt zwölf Kindern nach Syrien. Angesichts der Zustände vor Ort versuchten sie recht bald, wieder zu fliehen. Das gelang nach 15 Monaten. Zwei der Ehepaare sind bereits in Graz zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, das dritte Paar wurde von der Türkei nach Bosnien abgeschoben.
Als Zeuginnen wurden nun die beiden Ehefrauen geladen, die vor Gericht über ihre Gespräche mit anderen Frauen in der Grazer Moschee berichten sollten. Eine der Frauen ist in Vorarlberg aufgewachsen und kam erst durch ihren Mann zum Islam. „Wir haben zuerst nicht verstanden, wie man nach Syrien gehen konnte“, schilderte die Frau ihre Empfindungen gegenüber der ersten Auswanderer-Gruppe. Doch innerhalb von zwei Monaten hätten ihr Mann und sie ihre Ansichten geändert. „Ich bin gegen Gewalt, aber was in der Religion vorgegeben ist, kann ich nicht beeinflussen.“ Das syrische Abenteuer endete für sie und ihren Mann mit hohen Haftstrafen. Die andere Zeugin ist noch bis 2022 in Haft. Sie gab an, dass das Kalifat durchaus Thema in der Moschee gewesen sei.
Der zuständige Landesrat Christian Gantner konnte zum Fall der Frau aus Vorarlberg nichts sagen, er war ihm nicht bekannt. Zudem könnten keine konkreten Auskünfte zu einer bestimmten Person erteilt werden. Das Büro von Landesrat Gantner verweist für weitere Anfragen an den Landesverfassungsschutz (LVT). VN-MIP, RAM
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