Wien Die Lieferengpässe bei Medikamenten nehmen zu. Die EU – und mit ihr auch Österreich – gerät immer mehr in die Abhängigkeit ausländischer Produzenten. Bis zu 80 Prozent der Wirkstoffe werden im asiatischen Raum produziert, erklärt Christa Wirthumer-Hoche von der Agentur für Ernährungssicherheit. Treten im Ausland Produktionsprobleme auf, hat das Folgen für die Lieferkette und am Ende für die Patienten. Was passiert etwa, wenn in China auf Grund des Coronavirus nicht mehr produziert werden kann? Derzeit gebe es keine Anzeichen in diese Richtung, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Dennoch ortet er Handlungsbedarf. Am Freitag unterzeichnete er eine Verordnung zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Diese verpflichtet Zulassungsinhaber (Pharmaunternehmen), Lieferengpässe zu melden. Die betroffenen Medikamente werden auf einer Liste registriert. Für sie gilt auch ein Exportverbot. Derzeit sind Lieferengpässe bei 230 Produkten dokumentiert. Wirthumer-Hoche geht davon aus, dass in Wirklichkeit rund 300 von 6000 vermarkteten Zulassungen betroffen sind. Anschober prüft, ob Ärzte Medikamente nicht nur nach Handelsnamen, sondern auch nach Wirkstoff verordnen könnten. Bereits heuer soll das auf freiwilliger Basis möglich sein. Etwas länger könnte es dauern, bis Ärzte auf einen Blick erkennen, ob Medikamente vorhanden sind. Falls nicht, könnten sie ein Alternative wählen.
Der Gesundheitsministerrat hat die EU-Kommission unterdessen aufgefordert, eine Pharmastrategie zu erarbeiten, die in Europa unter anderem eine eigenständige Produktion in Schlüsselbereichen sicherstellt. VN-ebi