„Sind die Bauern die Deppen der Nation?“

Kälber: Landesrat nimmt Landwirte in Schutz und kritisiert Grüne.
Wien Bauer Anton ist verunsichert. Er fragt sich, wie lange er für sein Tier verantwortlich ist, wenn er es in Vorarlberg verkauft. Es belaste ihn, wenn sein Berufsstand an den Pranger gestellt werde. „Sind wir die Deppen der Nation?“, fragt er sich. Bauer Anton ist nicht echt. Er ist ein Synonym für den „kleinen Vorarlberger Durchschnittsbauern“, der in einem offenen Brief von Christian Gantner (ÖVP) die Hauptrolle spielt. Der Agrarlandesrat wollte seine Gedanken teilen. „Vielleicht auch ein bisschen auskotzen“, wie er sagt.
„Unerhörte Grenzüberschreitung“
Was die Kälbertransporte betrifft, erkennt er im Land bereits ein Umdenken. Die Zahl sei binnen eines Jahres um 22 Prozent gesunken. Die gesetzten Maßnahmen würden fortgeführt. Der Konsum regionaler Produkte gehöre angekurbelt. Auch die Wirte müssten davon profitieren, etwa in Form einer Auszeichnung. Der Lebensmittelhandel sei gefordert. „Es sollte mehr darauf geachtet werden, was in der Verarbeitungsware steckt.“ Der Landesrat ist sich sicher, dass einige den Kauf einer Wurst überdenken würden, wäre ihnen bewusst, dass das Fleisch dafür aus mehreren Staaten von Polen bis Brasilien stammt. „Für eine solche Herkunftsbezeichnung kämpfen wir schon lange.“ Dieser Vorschlag stoße aber auch innerhalb der ÖVP noch auf Widerstände. Koalitionsintern sorgt die Forderung des grünen Klubobmanns Daniel Zadra für Unmut. Er schlägt vor, dass Vorarlberg Milch nur noch mit jenen Bauern Milchlieferverträge abschließen soll, die auf Kälbertransporte verzichten. Der Landesrat hält das für unerhört. Der Markt sei sehr sensibel. „Für mich ist es eine Grenzüberschreitung, ein Privatunternehmen in diese Geschichte reinzuziehen.“
Nachholbedarf ortet Gantner bei den Tierschutzgesetzen auf nationaler und EU-Ebene. Sie müssten nachgeschärft und für alle Staaten gleich ausgelegt werden. Das EU-Parlament hat bereits strengere Bestimmungen gefordert. Dies umzusetzen liegt nun in den Händen von Kommission und Mitgliedsländern.
Einen kleinen Beitrag könnte laut Landesrat auch eine Liberalisierung der Weide- und mobilen Schlachtung leisten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte in den VN bereits an, dass das Unterbinden dieser Schlachtmöglichkeiten korrigiert werden könnte. „Das wird das Problem zwar nicht lösen“, sagt Gantner. Aber es sei ein wichtiger Mosaikstein unter den vielen Maßnahmen die jetzt nötig seien – im Sinne des Tierwohls und von Bauer Anton. VN-ebi