Coronavirus hält das Land auf Trab

Politik / 25.02.2020 • 18:56 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Coronavirus hält das Land auf Trab
In Tirol gibt es erstmals zwei bestätigte Coronavirus-Fälle. APA

Erste bestätigte Fälle in Tirol und der Schweiz. Zwei Proben aus Vorarlberg negativ.

bregenz Das Coronavirus rückt immer näher an Vorarlberg heran. Wie am Dienstag bekannt wurde, sind in Tirol zwei Menschen positiv auf die neuartige Erkrankung getestet worden. Sie sind somit die ersten infizierten Personen in Österreich. Das Virus hat auch erstmals das Nachbarland Schweiz erreicht. Bei zwei neuen Vorarlberger Verdachtsfällen gab es unterdessen Entwarnung. Die eingeschickten Proben sind negativ. 

Die beiden Betroffenen in Tirol sind ein Pärchen aus der Gegend um Bergamo in der Lombardei. Beide sind 24 Jahre alt. Wie der „Kurier“ berichtete, ist die Frau Rezeptionistin im Innsbrucker Grand Hotel Europa. Aus diesem Grund wurde das Hotel auf Anordnung des Landes vorübergehend gesperrt. Das gilt auch für die Wohnstätte der Italienerin in der Tiroler Landeshauptstadt. Der infizierte Mann war zu Besuch bei seiner Freundin. Das Paar stehe unter Beobachtung, sei aber in einem guten Zustand, erläuterte Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II. Seit Dienstag gelten die beiden als fieberfrei. Bis zum Wochenende müssen sie in Quarantäne bleiben. Es gelte nun, die Kontaktpersonen der Infizierten zu kontaktieren, erklärte Franz Katzgraber, Leiter der Sanitätsdirektion Tirol.

Italien stark betroffen

In der italienischen Region Lombardei wurden zuletzt mehr als 200 Infektionsfälle gemeldet. Als Herd der Epidemie gilt die Provinz Lodi südöstlich von Mailand. Italien ist jenes Land in Europa, das am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Am Dienstag meldete auch die Schweiz den ersten Verdachtsfall: Eine Person im Kanton Tessin sei positiv auf das Virus getestet worden. In Österreich wurden bisher 189 Verdachtsfälle negativ getestet, in Vorarlberg sieben. Schon bald ist ein sogenannter PCR-Test in Feldkirch möglich. Dann steht im Verdachtsfall in wenigen Stunden fest, ob sich eine Person mit dem Coronavirus angesteckt hat oder nicht.

Man muss nun täglich mit einem bestätigten Verdacht in Vorarlberg rechnen.

Martina Rüscher, Gesundheitslandesrätin

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) beruft heute, am Mittwoch, den Krisenstab ein. Dann werden alle zuständigen Stellen über den aktuellen Stand informiert und über weitere Schritte beraten. Am Donnerstag trifft sich Wallner mit den anderen Landeshauptleuten bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Man müsse derzeit jeden Tag mit dem ersten bestätigten Verdacht in Vorarlberg rechnen, sagt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP). Man sei aber gut vorbereitet. „Wir haben aber alle Maßnahmen hochgefahren und sind bereit.“ Die Landesrätin befindet sich derzeit in Wien, dort koordinieren Länder und Gesundheitsministerium das weitere gemeinsame Vorgehen.

Bestimmte Kriterien

Sollte es in Vorarlberg zu einem positiven Test kommen, wird der Patient isoliert. Lassen es der gesundheitliche Zustand und die jeweiligen Umstände zu, geht das zu Hause, sagt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Sonst kommt die Person ins Spital. Anschließend werden Kontaktpersonen ausfindig gemacht.

„Dass ein Verdachtsfall als konkret eingestuft wird, muss er bestimmte Kriterien erfüllen“, erläutert Grabher weiter. Das bedeutet: Ein bestimmtes Herkunftsland – bisher China, wo das Virus erstmals aufgetreten ist – oder Kontakt zu einem nachgewiesenen Fall, plus entsprechende Symptome liegen vor. „Diese sind mannigfaltig und können von Schnupfen über Halsschmerzen bis zu Fieber reichen. Man kann sagen, dass es ähnliche Symptome wie bei einer Grippe sind.“ Höchstwahrscheinlich werde in Kürze nicht nur auf China als Herkunftsland geachtet, sondern auch gewisse Gebiete in Italien, etwa die Lombardei und Venetien, erklärt der Landessanitätsdirektor. „Da braucht es aber österreichweit eine einheitliche Vorgangsweise.“

Das Coronavirus gilt besonders für Personen über 60 als gefährlich. Laut der bisher umfassendsten Studie, die Krankheitsverläufe in China bis zum 11. Februar berücksichtigt hat, waren von insgesamt 1023 gestorbenen Patienten 829 über 60 Jahre alt. Demgegenüber verlief die Erkrankung für nur 26 Menschen tödlich, die noch nicht 40 Jahre alt waren.

Magdalena Raos, Matthias Rauch

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