Was Grenzkontrollen für Pendler bedeuten

An der Grenze zur Schweiz und zu Liechtenstein wird jetzt wieder kontrolliert. Zugverbindungen sind gekappt.
bregenz Die Coronavirus-Pandemie wird für die Grenzgänger zur Herausforderung. Da Vorarlberg Grenzen mit der Schweiz, Deutschland und Liechtenstein teilt, gibt es hierzulande sehr viele davon. Fast jeder zehnte Vorarlberger Arbeitnehmer ist in einem der drei Nachbarländer tätig. Auch abseits des Berufs sind die Grenzregionen beliebte Ausflugsziele. Die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen haben also für viele Menschen einschneidende Folgen. Es gelten nun wieder verschärfte Kontrollen an den Grenzen zur Schweiz und zu Liechtenstein. Das betrifft auch die Zugverbindungen.
Kein Halt in St. Anton
Die ÖBB haben bereits den Fernverkehr zwischen Österreich und der Schweiz eingestellt. An der Verbindung von Wien nach Vorarlberg wird sich nichts ändern, außer dass der Zug in St. Anton nicht mehr stehen bleibt. Railjets, die ihre Passagiere ursprünglich nach Zürich gebracht haben, werden künftig nur bis Feldkirch fahren. Bei den Nachtzügen wird das Angebot eingeschränkt. Der Regionalverkehr zwischen Feldkirch und Nendeln bleibt aufrecht. Nach Buchs soll ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden, wie Verkehrslandesrat Johannes Rauch (Grüne) erläuterte. Die Schweiz ist nicht das einzige Land, in das der Bahnverkehr eingestellt wurde: Es fahren keine Züge mehr von Österreich aus nach Italien und in die Slowakei. Um Mitternacht wurde auch die Zugverbindung nach Tschechien eingestellt.
Nicht übermäßig eingeschränkt
Die Bundesregierung bemühte sich um Beruhigung: Zumindest Pendler sollen durch die Maßnahmen an der Grenze zur Schweiz und zu Liechtenstein nicht übermäßig eingeschränkt werden. „Wenn man einen Arbeitsplatz hat, ist es möglich und zulässig, die Grenze zu passieren“, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Derzeit laufen Gespräche zur Umsetzung der Maßnahmen. Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) erläuterte, dass die Kontrollen ab Freitag 00.00 Uhr gelten. “Sie werden in einem ersten Schritt in einer mobilen und sporadischen Form eingeführt.” Ab Mittwoch 00.00 Uhr werden kleinere Übergänge wie Schmitter und Schellenberg gesperrt, später dann auch mittelgroße. Es gebe aber kein ausgesprochenes Einreiseverbot für Schweizer.
Die Kontrollen sollen ähnlich gehandhabt werden wie an der Grenze zu Italien. An der Brennergrenze hatten sich in den letzten Tagen lange Staus gebildet. Mit Verzögerungen im Berufsverkehr dürfte auch für die Vorarlberger Pendler zu rechnen sein. Nach Angaben von AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter sind weitere Auswirkungen schwer abschätzbar. Das hänge auch davon ab, wie die Arbeitgeber mit der Situation umgehen. „Bislang war die Unsicherheit, was das Thema Coronavirus angeht, unter den Pendlern noch nicht so groß“, sagt Herbert Fechtig, Obmann des Vorarlberger Grenzgängerverbands. Das könnte sich mit den neuen Maßnahmen ändern.
Liechtenstein am beliebtesten
Liechtenstein ist die mit Abstand beliebteste Nachbarregion für die heimischen Pendler. Nach dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Grenzgängermonitoring 2018 der „Statistik Bodensee“ sind das rund 8500 Personen. An zweiter Stelle folgt die Schweizer Bodenseeteilregion mit etwa 7000 Arbeitskräften, rund 6400 davon sind im Kanton St. Gallen tätig. Und immerhin knapp 920 Vorarlberger arbeiten über der deutschen Grenze. Für letztere ändert sich vorerst nichts. Doch auch Deutschland kündigte zuletzt genauere Kontrollen an seinen Grenzen an.
Nähere Informationen
Der Vorarlberger Grenzgängerverband sammelt auf seiner Website nähere Infos zu relevanten Fragen, welche Berufspendler in der nächsten Zeit beachten müssen.
Magdalena Raos, Birgit Entner-Gerhold
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