Hickhack um ausländische Jäger

SPÖ ortet falsches Signal. Land verweist auf Jagdgesetz.
Bregenz Die Coronapandemie hat zu einer neuen Lage im Vierländereck Vorarlberg, Süddeutschland, Ostschweiz und Liechtenstein geführt. Derzeit gelten strenge Grenzkontrollen. Eine Reise in die Nachbarländer ist bis auf einige Ausnahmen so gut wie unmöglich. Dass seit Anfang Mai ausgerechnet ausländische Jagdpächter einfacher über die Grenze nach Österreich kommen, hat für Aufsehen gesorgt. Immerhin betrifft dies eine recht kleine Gruppe. Die SPÖ findet deutliche Worte. „Das Signal, das damit ausgesendet wird, lautet: Wer Geld und Macht hat, kann es sich richten. Offensichtlich gibt es auch in der Coronakrise gleiche und gleichere Menschen“, kritisiert die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim. “Ich frage mich schon, ob die Jägerinnen und Jäger systemrelevant sind.”
Hoher Anteil an ausländischen Pächtern
Die neue Regelung an den Grenzen betrifft Vorarlberg besonders stark: Wie das Land informiert, gibt es derzeit 499 Eigen- und Genossenschaftsjagdgebiete. 318 davon sind an Inländer, 126 an Ausländer und acht an In- und Ausländer gemeinsam verpachtet. 47 Reviere werden selbst von den Grundeigentümern genutzt. Ausländische Jagdpächter kommen vor allem aus den Nachbarländern Schweiz, Deutschland und Liechtenstein. Die meisten der von Ausländern gepachteten Jagdreviere befänden sich im Bezirk Bludenz, sagt Gernot Heigl, Schriftführer der Vorarlberger Jägerschaft. Hier haben vor allem Liechtensteiner und Schweizer Pachten abgeschlossen.
Einen Jagdpächter ersetze man auch nicht so einfach, betont er. Dies liege nicht nur an der reinen Anzahl der “fremden” Pachten, betont Heigl. “So manche haben ihr Revier bereits seit 20 Jahren, das bringt auch Erfahrung mit dem Revier und Ortskenntnis mit sich.” Diese brauche es, auch um die erforderlichen vorgeschriebenen Abschusszahlen zu bringen. Gerade der Mai sei wichtig. Nun sind die einjährigen Jungtiere des Rotwildes in einem Alter, in dem sie sich von der eigenen Familie lösen und sich selbstständig machen. Daher könne man sie jetzt gut jagen, ohne ein ganzes Rudel in Aufruhr zu versetzen.
Wildschäden befürchtet
Dass ausländische Jagdpächter wieder einreisen dürfen, sei wichtig, heißt es auch aus dem Büro des zuständigen Landesrates Christian Gantner (ÖVP). Wie das Vorarlberger Jagdgesetz vorsehe, sei die Jagd nämlich nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht. So müssten beispielsweise Mindestabschüsse erfüllt, Abschussaufträge durchgeführt oder Schadwild erlegt werden. Würden die Jagdgebiete nicht mehr betreut, da die Jagdpächter nicht mehr einreisen dürfen, sei mit waldgefährdenden Wildschäden zu rechnen. Außerdem könne es dazu führen, dass kein dem Lebensraum angepasster artenreicher und gesunder Wildbestand vorhanden wäre.
Matthias Rauch, Magdalena Raos
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