Der große Wechsel steht bei den 24-Stunden-Betreuerinnen noch bevor

Viele Helferinnen haben Sorge vor der Quarantäne daheim.
Wien Eine 24-Stunden-Betreuerin konnte sich am Dienstag auf den Weg von Wien nach Vorarlberg machen. Sie kam gemeinsam mit rund 80 weiteren Helferinnen über den neu eingerichteten Zugkorridor von Rumänien nach Österreich. Alle wurden umgehend auf Covid19 getestet und alle waren negativ. Sie durften ihre Reise zu den Pflegebedürftigen also fortsetzen.
Rund 33.000 Personen sind in Österreich auf die 24-Stunden-Pflege angewiesen, davon leben 1700 Betroffene in Vorarlberg. Etwa die Hälfte der Betreuungskräfte stammt aus Rumänien. Wegen der Coronakrise haben viele von ihnen ihren Turnus verlängert, unter anderem weil ihre Kolleginnen im Ausland nicht mehr einreisen konnten. “Der große Wechsel steht noch an”, hält Waltraud Bilgeri fest. Sie ist Geschäftsführerin des Betreuungspools, der an rund 750 Haushalte Helferinnen vermittelt. Der Bedarf sei aktuell gedeckt.
15 mussten ins Heim
Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) berichtet den VN von 586 Betroffenen, die sich bis 7. Mai aufgrund der Betreuungssituation an das lokale Casemanagement oder eine örtliche Servicestelle gerichtet hätten. Bei 527 konnte die 24-Stunden-Betreuung gesichert werden. In 44 Fällen überbrücken Angehörige und ambulante Dienste die Leistung, 15 Betroffene mussten ins Pflegeheim. Die Landesrätin betont, das Engagement des Case Managements und der ambulanten Dienste habe einen großen Beitrag geleistet, die ambulante Pflege und Betreuung im Land sicherzustellen.
Auch die 24-Stunden-Betreuerinnen leisteten Maßgebliches. Viele von ihnen wollen derzeit auch nicht zurück, weil ihnen in Rumänien eine staatliche Quarantäne bevorstehen würde. Gleichzeitig mögen andere Helferinnen wieder ins Land. Einen Überhang an Betreuerinnen gebe es noch nicht, sagt Wiesflecker. Langsam brauche es aber einen Wechsel, auch weil die Helferinnen an ihre Grenzen kämen. Viele sind seit Ende Februar, Anfang März durchgehend im Land. Die vom Land angebotene Auszeit wird von ihnen eigentlich nicht in Anspruch genommen. “Sie bleiben lieber bei den Familien, weil sie sonst nichts verdienen”, sagt Betreuungspool-Geschäftsführerin Bilgeri. Sie berichtet von einer Helferin, der einige Tage Urlaub verordnet werden mussten, da die Belastung zu groß geworden sei. “Wir würden die Familien bei einem Turnuswechsel unterstützen und ihn so organisieren, dass keine Lücke entsteht.”
Sorge vor Rückkehr
Der Wechsel sei noch schwierig, weil viele Betreuerinnen gar nicht wechseln wollten, da sie aufgrund der 14-tägigen institutionellen Quarantäne weder ihre Familie sehen noch Geld verdienen könnten. Der Ort der Quarantäne wird in Rumänien für Österreich-Rückkehrer von der Regierung verordnet. Bilgeri berichtet außerdem, dass die Helferinnen Sorge hätten, es für den nächsten Turnus nicht mehr ins Land zu schaffen. Schließlich sitzen aktuell zahlreiche ihrer Kolleginnen ohne Job in Rumänien fest, die wegen der Coronakrise lange Zeit gar nicht erst über die Grenze kommen konnten.
Betreuung in Zahlen
586 haben sich bis zum 7. Mai an das lokale Casemanagement oder die örtliche Servicestelle gewendet. Für 527 von ihnen konnte eine Lösung gefunden werden, in dem der Betreuungsturnus verlängert oder eine andere Betreuungskraft gefunden wurde.
44 Pflegebedürftige werden von Angehörigen und ambulanten Diensten vorübergehend betreut.
15 Betroffene wurden stationär in einem Pflegeheim aufgenommen.
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