Auftakt zur Maturawoche: Das Zittern hat ein Ende

1706 Kandidatinnen und Kandidaten treten in Vorarlberg zur Reifeprüfung an. Neue Benotungsregeln sollen bleiben.
Feldkirch „Jetzt hilft nur noch beten.“ Mit diesen Gedanken sind am Sonntagabend vielleicht einige Maturanten ins Bett gegangen, bevor heute um 8.30 Uhr die ersten Prüfungen starten. Fabian Jochum (33), Jugendseelsorger bei der Diözese Feldkirch, wollte dem entgegenwirken und lud daher kurzerhand zum virtuellen Maturasegen. Er wollte den Jugendlichen damit „zusätzliche Kraft für die Prüfungen spenden“.
Penibelste Organisation
Weniger gebetet, sondern viel mehr organisiert wurde in den vergangenen Wochen an den Schulen des Landes, um die Richtlinien des Bildungsministeriums umzusetzen. Auch Christoph Prugger, Direktor am BG Feldkirch, hatte einiges zu tun: „Es war eine unglaublich intensive Zeit. Vieles lief außerhalb der Norm, es gab keine Routine und eine große Anzahl an Erlässen und Verordnungen.“
Ebendiese regeln unter anderem die genaue Durchführung und Beurteilung der diesjährigen Reifeprüfung. Einige Vorgaben sieht Prugger durchaus positiv: „Man könnte darüber nachdenken, manche Maßnahmen – wie zum Beispiel das das Einrechnen der Jahresnote – auch in den nächsten Jahren fortzuführen.“ Auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat sich dafür ausgesprochen, die neue Regelung beizubehalten. Immerhin gehe es bei der Matura um ein Zertifikat, das die Reife einer Person beurkunden soll und nicht um ein punktuelles Ergebnis, sagte er der „Presse“.

Anders verhält es sich mit der Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten. Sie soll bleiben. Dass die Schüler heuer darauf verzichten mussten, sei schade, meint BG-Direktor Prugger. „Damit hätten sich ziemlich sicher noch einige Noten verbessert.“ Umso wichtiger hält er die nun startenden schriftlichen Klausuren: „Die Schüler haben es sich verdient, diese normal ablegen zu können.“
Gesunde Anspannung
Alles in allem fühlt sich der Direktor gerüstet. Bereits zum Start des Ergänzungsunterrichts seien die Lehrer und Schüler gut vorbereitet gewesen. Auch Katharina Mader (30), Klassenvorständin der 8B im BG Feldkirch ist überzeugt, dass einer gelungenen Reifeprüfung nichts mehr im Weg stehen wird: „Ich glaube, dass meine Klasse gut gearbeitet hat und dass auch das Distance-Learning einigermaßen funktioniert hat. Man spürt maximal ein bisschen gesunde Anspannung.“
Und wie geht es ihren Schülern aktuell? Die Rankweilerin Theresa Knoblechner (18) hat trotz der neuen Regelungen noch „großen Respekt vor der Prüfungssituation“. Der Ergänzungsunterricht habe in manchen Fächern nämlich besser funktioniert als in anderen. Und für Stefan Salzmann (18) ist es auf Grund des neuen Benotungssystems deutlich entspannter: „Da ist man halt schon fix durch“, erzählt er von einer etwas geschrumpften Lernmotivation. Dann hilft es vielleicht tatsächlich nur noch zu beten. Der Maturasegen lässt grüßen. MAX
Eckpunkte zur Matura
Die Vorbereitung. Seit 4. Mai besuchten die Maturanten einen Ergänzungsunterricht in jenen Fächern, in denen maturieren oder sie sich noch verbessern wollten. Notwendige Schularbeiten wurden absolviert.
Die Termine. Heute, Montag, beginnt die Matura mit nichtstandardisierten Klausurarbeiten, daraufhin folgen Deutsch (26. Mai), Englisch (27.), Mathe (28.), Französisch, Latein und Griechisch (29.), Spanisch, Kroatisch, Ungarisch und Italienisch (3. Juni), Slowenisch (4.) sowie mündliche Kompensationsprüfungen (22. bis 24.)
Die Benotung. Bei der schriftlichen Matura gelten Prüfungs- und Zeugnisnote zu gleichen Teilen. Schreibt ein Schüler etwa ein Genügend, während er ein Gut im Jahreszeugnis hat, wird er ein Befriedigend auf die Reifeprüfung erhalten. Bei einem Einser in der schriftlichen Matura und einem Dreier im Abschlusszeugnis, bleibt für die Reifeprüfung ein Gut. Steht ein Schüler zwischen zwei Noten, wiegt die Maturanote mehr.
Mündliche Prüfungen. Die mündliche Matura entfällt. Für die Benotung wird die Note im Abschlusszeugnis herangezogen. Die vorwissenschaftliche Arbeit reicht in schriftlicher Ausfertigung. Nur bei negativer Beurteilung gibt es die Möglichkeit, diese noch auszubessern.