Zahl der Asylanträge eingebrochen

Politik / 04.06.2020 • 07:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Zahl der Asylanträge eingebrochen
Fast 4,5 Millionen Menschen haben laut UNHCR mittlerweile Venezuela verlassen. Weltweit sind über 70 Millionen Menschen auf der Flucht. AFP

“Stopptaste” in der Coronakrise. Weniger als 1000 Asylwerber in Vorarlberg. 

Wien Die Zahl der Asylanträge in Österreich ist während der Coronakrise deutlich gesunken. 811 sind es im März, 338 im April gewesen. Das sind um 57 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019, wie eine aktuelle  Statistik des Innenministeriums zeigt. “Als hätte wer auf die Stopp-Taste gedrückt”, beschreibt es Bernd Klisch, Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe in Vorarlberg. Es habe ab März kaum Neuaufnahmen im Land gegeben. Nur ganz wenige seien aus ihren Quartieren ausgezogen. Aktuell leben 996 Asylwerber in Vorarlberg, österreichweit sind es 28.617, deren Verfahren noch läuft oder die sich trotz negativem Bescheid weiter in der Grundversorgung befinden. “Wie es weitergeht, wissen wir nicht”, sagt Klisch. “Ich konnte noch nie so wenig abschätzen, was in den kommenden Monaten passiert.” International sei an den Zahlen nur schwer zu erkennen, ob sich die Flüchtlingsbewegungen langsam wieder änderten. Vorarlberg wäre aber gerüstet, sagt der Leiter der Flüchtlingshilfe: “Wir sind in Warteposition und beobachten die Situation genau. Wir haben freie Plätze, um reagieren zu können.” Es sei jederzeit möglich, in den 96 bestehenden Quartieren rund 100 Personen aufzunehmen.

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat sieht mehrere Gründe für die deutlich geringeren Antragszahlen in Europa und Österreich. Zum einen gebe es wegen Covid19 in vielen Ländern strikte Ausgangsbeschränkungen. “Die meisten Grenzen sind aktuell für alle schwer zu überwinden, ganz besonders für Flüchtlinge”, berichtet Christoph Pinter, Leiter des UNHCR Österreich. “Gleichzeitig sehen wir nach wie vor, dass viele Menschen vor Gewalt und Krieg fliehen müssen. In den vergangenen Monaten haben wir vor allem viele registriert, die in ihrem eigenen Land auf der Flucht sind.” So seien in nur einem Monat 370.000 Menschen in Burkina Faso, Mali und Niger vertrieben worden. In Venezuela hätten mittlerweile über 4,5 Millionen das Land verlassen müssen. Mehr als 80 Prozent aller Flüchtlinge lebten in den ärmsten Gebieten der Welt. Die aktuell geringen Antragszahlen in Österreich und Europa sind also kein Ausdruck weltweiter Entspannung. 70 Millionen Menschen sind noch immer auf der Flucht.

Asylanträge in Zahlen

3757 Asylanträge wurden von Jänner bis April 2020 in Österreich gestellt, das sind 5,48 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019. Die Zahl der Anträge ist im März um 20,65 und im April um 65,75 Prozent eingebrochen. Im Jänner und im Februar waren sie höher als 2019.  

996 Asylwerber leben aktuell in Vorarlberg, im Jänner waren es 1023. Österreichweit sind es 28.617 (Jänner: 30.582).

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.