Coronavirus: Mehr Tote als früher

Das Coronavirus hat zu einer Übersterblichkeit geführt, nicht nur in Österreich.
Wien Das Coronavirus hat zu einer Übersterblichkeit geführt. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Statistik der Statistik Austria. In der ersten Aprilhälfte lag die Zahl der Sterbefälle österreichweit bei rund 16 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Unterm Strich lag die Übersterblichkeit in den Monaten März und April bei einem Prozent, also bei zusätzlich über 150 Toten.
Neues Risiko durch Covid19
Gesundheitsexperte Armin Fidler erklärt, dass es sich bei diesen Zahlen um eine klare Übersterblichkeit handle. Die Schwankungsbreite wurde schließlich schon dadurch minimiert, dass die aktuellen Sterbefälle mit den durchschnittlichen Zahlen der vergangenen fünf Jahre verglichen wurden. „Noch dazu würden wir uns auf Grund der höheren Lebenserwartung und besseren medizinischen Versorgung erwarten, dass es über die Jahre weniger Sterblichkeit gibt.“ Nun sei Covid19 als neues Risiko hinzugekommen. Die Übersterblichkeit ist kein österreichisches Phänomen. Sie wird aktuell weltweit verzeichnet, wie Statistiken des „Economist“ zeigen. Österreich liegt dabei auf den hinteren Rängen. Von 14. März bis 29. Mai lagen die Briten mit mehr als 60.000 Personen über der erwarteten Sterblichkeit, in Spanien und Italien waren es über 40.000. Nicht alle zusätzlichen Todesfälle gehen laut der Statistik auf das Coronavirus zurück. Fidler stellt dazu mehrere Vermutungen an: Es könnte ein Teil der Covid19-Fälle nicht oder falsch diagnostiziert worden sein. Wenn jemand an einer Lungenembolie sterbe, würde diese vielleicht als Todesgrund genannt und übersehen, dass die Embolie durch Corona ausgelöst worden sein. Es sei außerdem möglich, dass Menschen verstorben seien, weil sie sich auf Grund der Covid19-Krise nicht ins Krankenhaus getraut hätten. „Genau wissen werden wir das nie.“
Die Statistik zeigt zum einen, dass die Zahl der tödlichen Herzinfarkte im März und April um 19 Prozent gesunken ist, gleichzeitig aber um elf Prozent mehr an Nierenleiden gestorben sind. Warum? Hier sei es schwierig, eine gültige Antwort zu finden, sagt Fidler: „Wir wissen etwa, dass Covid19 auch die Niere betrifft. Es gibt natürlich die Möglichkeit, dass ein Nierenproblem diagnostiziert wurde, auch wenn dahinter eine andere Ausgangsdiagnose stand.“ Auch zum Rückgang bei den Herzinfarkten gebe es mehrere Thesen, etwa dass die Menschen weniger Stress hatten. Allerdings könne auch sein, dass einfach weniger Herzinfarkte registriert wurden, da vielleicht einige das Spital aus Angst gemieden hätten.

Österreichweit wurden von März bis Ende April 588 Personen als Coronatote registriert. 94 Prozent waren älter als 65 Jahre. Durchschnittlich wiesen die Verstorbenen auf dem Totenschein 4,8 Angaben zu Begleiterkrankungen auf. Bei über einem Viertel der Sterbefälle wurde Bluthochdruck verzeichnet und bei je einem Fünftel eine Nierenkrankheit oder Diabetes. Das ist kein Zufall, sagt Fidler. „Wir wissen, dass das Coronavirus nicht nur die Lunge, sondern alle Organe angreift.“ Da Bluthochdruck und Diabetes Erkrankungen mit Multiorganbetroffenheit sind , ist das für ein solches Virus ein gefundenes Fressen.