Land nimmt Lecher Zentrumsbau ins Visier

Politik / 21.07.2020 • 19:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Land nimmt Lecher Zentrumsbau ins Visier
Lecher Zentrumsbau ist im Visier der Gebarungskontrolle des Landes und liefert Debattenstoff für Gemeindewahlkampf.  VN/LERCH

Gebarungskontrolle des Landes prüft Bau von Gemeindezentrum um 38 Millionen Euro auf Finanzierbarkeit – und Lecher Bürgermeister hat einen Herausforderer.

Lech, Bregenz In der Tourismusgemeinde Lech am Arlberg herrscht derzeit alles andere als Beschaulichkeit. Einerseits haben fünf Listen ihre Kandidatur bei der Gemeindewahl am 13. September angekündigt. Und andererseits sieht sich Bürgermeister Ludwig Muxel nicht nur mit einer Prüfung der Finanzierbarkeit des Projekts Gemeindezentrum (GLZ) um rund 38 Millionen Euro durch die Gebarungskontrolle des Landes mit Abteilungsleiter Richard Peter konfrontiert. Auch die Bezirksbehörde Bludenz hat ein Auge auf Lech geworfen. Sie prüft laut BH-Chef Harald Dreher die für den Bau des Gemeindezentrums gefassten Beschlüsse auf deren Rechtmäßigkeit. Ins Rollen gebracht haben die Prüfungen vor allem Aufsichtsbeschwerden. Darüber hinaus dürfte auch das geplante Vermieten von Verkaufsflächen an die Ka-De-We-Gruppe und den Immobilientycoon Rene Benko sowie der lautstarke Protest von Handelstreibenden in Lech dazu beigetragen haben (die VN berichteten).

Schlussbericht erst nach Gemeindewahl

Derzeit ist man laut Richard Peter mit der Erarbeitung einer Sachverhaltsdarstellung beschäftigt. Mit einem Schlussbericht der Gebarungskontrolle könne voraussichtlich erst nach den Gemeindewahlen gerechnet werden, erklärte Peter im VN-Gespräch. “Wir werden alle Fragen, die auf Aufsichtsbeschwerden eines Gemeindevertreters beruhen, beantworten”, betont Langzeitbürgermeister Muxel. Die Finanzierung des Gemeindezentrums stelle einen Teil des Fragenkataloges darf. Dass Stefan Jochum als langjähriger Vertrauter und Mitarbeiter jetzt offiziell als Herausforderer für das Amt des Gemeindechefs gegen ihn für die Liste “Unser Dorf” als Spitzenkandidat in die Wahl ziehen wird, wollte er nicht kommentieren. Nur soviel: “Das nehme ich zur Kenntnis.”

„Das Großprojekt Gemeindezentrum steuert in eine Richtung, die mir Sorgen bereitet.“

Stefan Jochum, Bürgermeisterkandidat “Unser Dorf”

Vom langjährigen Mitstreiter zum Kontrahenten

Jochum selbst, der seit 37 Jahren in der Gemeinde tätig ist und über Jahrzehnte für Muxel auch als Öffentlichkeitsarbeiter engagiert war, sieht freilich vieles im Argen liegen: “In den vergangenen Monaten hat sich einiges verändert. Die Gesprächs- und Informationskultur ist eine andere geworden. Ich musste leider feststellen, dass die Interessen vieler Lecher nicht mehr mit den Interessen einiger gewählter Mandatare übereinstimmen. Und das Großprojekt Gemeindezentrum steuert derzeit in eine Richtung, die mich mit Besorgnis erfüllt. Ich habe das Gefühl, dass Anstand, Ehrlichkeit und Transparenz zunehmend aus der Gemeindepolitik verschwinden.” Er wolle, dass die Lecher künftig wieder eng in die Abläufe und Entscheidungsprozesse eingebunden würden, auch deshalb trete er bei der Wahl an, betont Jochum.

„Wir werden alle Fragen, die auf Aufsichtsbeschwerden beruhen, beantworten.“

Ludwig Muxel, Bürgermeister Lech

Detail am Rande: Wäre alles nach seinem Wunsch gelaufen, so wäre Jochum wie in den Jahren zuvor auf der Liste Muxels in den Wahlkampf gezogen und hätte dessen Funktion übernehmen wollen. Weil er aber auf der Liste Muxels nicht den erhofften Platz fand, wandte sich Jochum von Muxel ab.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.