Wie die Coronakrise Österreich seit einem halben Jahr in Atem hält

Politik / 25.08.2020 • 21:15 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wie die Coronakrise Österreich seit einem halben Jahr in Atem hält
Nach 18 Tagen in Quarantäne konnten Saisonniers und Gäste ohne Hauptwohnsitz am Arlberg am 6. April ihre Heimreise antreten. VN/STEURER

Erste positive Fälle wurden in Österreich Ende Februar nachgewiesen.

wien Der 25. Februar 2020 markiert ein wichtiges Datum. Vor einem halben Jahr wurde das Coronavirus erstmals offiziell in Österreich nachgewiesen. Zwei Personen erhielten in Tirol positive Testergebnisse. In Vorarlberg dauerte es bis zum 5. März: Ein Mann aus Mellau war der erste bekannte Coronafall im Land. Kurze Zeit später rief die Bundesregierung einen sogenannten Shutdown aus. Zeit für einen ersten Rückblick.

“Gut durch die Krise gekommen”

„Österreich ist im ersten halben Jahr der weltweit schwersten Pandemie mit mittlerweile 800.000 Todesfällen vergleichsweise sehr gut durch die Krise gekommen“, bilanziert Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Hierzulande sind mit Stand Dienstag 733 Menschen in Zusammenhang mit SARS-CoV-2 verstorben.

Im März war noch nicht abzusehen, wie sich die Situation entwickelt. Die Infektionen stiegen sprunghaft an. Die Bundesregierung verhängte Ausgangsbeschränkungen, Geschäfte wurden geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, die Grenzen weitgehend dichtgemacht. Heimarbeit und Heimunterricht standen auf der Tagesordnung. Anschober spricht von der Phase eins der Pandemiebekämpfung, und von “notwendigen gravierenden Maßnahmen zur Abflachung der exponentiellen Steigerungen”. Zu dieser Phase gehörte ab Anfang April auch die Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken in bestimmten Bereichen.

In Vorarlberg verschob die Landesregierung die für 15. März angesetzte Gemeindewahl. Sie findet nun am 13. September statt. Die Wintersaison musste vorzeitig beendet werden; die Skigebiete am Arlberg kamen unter Quarantäne. Das Krisenmanagement im Tiroler Urlaubsort Ischgl sorgte international für Schlagzeilen. Eine Expertenkommission untersucht die Vorgänge. Ihr Bericht soll im Oktober vorliegen.

Mehrere Öffnungsschritte

Anfang April wurden erstmals weniger Neuinfektionen als Genesene vermeldet. Die befürchteten Engpässe in den Krankenhäusern blieben aus. Mitte des Monats konnte die  Phase zwei starten. Sie bestand aus mehreren Öffnungsschritten. Den Anfang machten ab 14. April kleine Geschäfte und Baumärkte, später folgten größere Läden, die Gastronomie und die Hotels. Im Bodenseeraum herrschte Mitte Juni wieder freie Fahrt: Es kam zur vollständigen Grenzöffnung mit vielen anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland, Schweiz und Liechtenstein. Österreich hatte seine strengen Kontrollen für die meisten Nachbarländer schon vorher abgeschafft. Auch der Flugverkehr wurde wieder aufgenommen.

Ende Juli musste die gelockerte Maskenpflicht wegen steigender Infektionszahlen verschärft werden. Gegenwärtig gibt es über 3000 aktive Fälle, so viele wie zuletzt im April. Für die Phase drei hat der Gesundheitsminister eine Stabilisierung der Coronasituation in den Sommermonaten als Ziel definiert, trotz Lockerungen, Grenzöffnungen und Urlaubsgeschehen. Dass die Infektionszahlen zuletzt  angestiegen sind, sei  erwartet worden, sagt Anschober. Nun gelte es, sich auf einen schwierigen Herbst vorzubereiten