Österreich steht vor einem harten Winter

Mehr Infektionen: Regierung verlängert erste Hilfsmaßnahme.
Schwarzach Vor einer Woche erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), dass sich das Covid19-Infektionsgeschehen auf zu hohem Niveau stabilisiere und es nun darum gehe, runter zu kommen. Heute wirkt das wie eine Nachricht aus vergangenen Zeiten. Jetzt heißt es von Anschober: Die Befürchtungen seien wahr geworden. Die Zahlen steigen wieder stark an. In und um Österreich: In der Slowakei und in Tschechien, wo Notstand herrscht, ist die Zahl bestätigter Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und sieben Tagen auf mehr als 200 explodiert. In der Schweiz ist diese Inzidenz auf über 50 geklettert; dieser Wert gilt international als kritisch. Österreich liegt bei 73.
Die Statistik wird nicht mehr vom Gesundheitsministerium betreut, sondern von der staatlichen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Ihr zufolge liegt Vorarlberg bei einer Inzidenz von 76. Vor einer Woche ist sie auf unter 50 gesunken. Nur vorübergehend. In den sieben Tagen seither wurden knapp 300 Fälle registriert.

Die meisten Neuinfektionen in Österreich werden weiterhin in Wien bestätigt. Für die Bundeshauptstadt wies die AGES gestern eine Inzidenz von 148 aus. Anschober berichtet, dass häufig Personen betroffen sind, die als Angehörige positiv Getesteter bereits in Quarantäne seien: „Das ist der gute Teil einer negativen Nachricht. Der hohe Anteil an Positivergebnissen aus dieser Gruppe und die hohe Zahl der durchgeführten Testungen ist eine gewisse Relativierung.” Österreichweit gibt es derzeit rund 17.000 Tests täglich. Glück im Unglück ist zudem, dass die Auslastung in den Spitälern gering ist. Auf Normalstationen sind 425 Betten belegt und 7087 verfügbar, auf Intensivstationen befinden sich 100 Patienten, 621 Betten könnten hier noch bereitgestellt werden.
Trotzdem haben die steigenden Infektionszahlen weitreichende Folgen: Laut Nationalbank bremsen sie den konjunkturellen Aufholprozess nach dem Einbruch im Frühling. Die Wirtschaftsleistung sei zuletzt mit 4,3 Prozent wieder stärker unter dem Niveau des Vorjahres gewesen als Anfang September (2,6 Prozent). Beschränkungen wie die frühere Sperrstunde in der Gastronomie tragen dazu bei, dass weniger konsumiert wird.
Die Regierung bereitet sich laut Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf einen schwierigen Herbst und Winter vor. Gemeinsam mit Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) verkündete er gestern die Ausweitung einer Hilfsmaßnahme: Der Härtefonds für Kleinstunternehmen und Bauern soll bis Mitte März verlängert werden.
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