Darum geht Deutschland in den harten Lockdown

Ab Mittwoch machen die Geschäfte zu, Schüler bleiben zu Hause.
berlin Nun ist es beschlossene Sache. Während der harte Lockdown in Österreich am 7. Dezember sein Ende fand, geht Deutschland den umgekehrten Weg. Das öffentliche Leben soll schon ab Mittwoch drastisch heruntergefahren werden. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss bis 10. Jänner schließen. Das teilte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer mit.
Wieder exponentielles Wachstum
Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown habe nicht gereicht, sagte Merkel. „Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch.“ Das exponentielle Wachstum der Corona-Neuinfektionen konnte der Kanzlerin zufolge zwar eine Zeit lang gestoppt werden. Dann habe es eine „Seitwärtsbewegung“ gegeben, und seit einigen Tagen gebe es wieder ein exponentielles Wachstum.
Das Roland-Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntag 20.200 neue Corona-Infektionen binnen eines Tages. Am Sonntag in der Woche zuvor lag die Zahl bei 17.767. Auch die Zahl der neuen Todesfälle stieg von damals 255 auf nun 321. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen lag bei 169. Zum Vergleich: In Österreich beträgt der Wert aktuell 205.
Verlängerung möglich
„Corona ist außer Kontrolle geraten“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. „Die Lage ist eigentlich fünf vor zwölf.“ Der Lockdown bis zum 10. Jänner geplant, müsse aber so lange wie nötig andauern. Auch der Ministerpräsident Nordhrein-Westfalens, Armin Laschet, schloss eine Verlängerung der harten Corona-Auflagen über den 10. Jänner hinaus nicht aus. Finanzminister Olaf Scholz zufolge will der Bund mit erweiterten Corona-Finanzhilfen Firmen und Jobs schützen. Der Vizekanzler sprach von einer umfassenden Unterstützung. Die zusätzlichen Hilfen hätten einen Umfang von rund elf Milliarden Euro pro Monat.
Von der Geschäftsschließung ausgenommen sind unter anderem der Einzelhandel für Lebensmittel, Abhol- und Lieferdienste, Apotheken und Banken. Für Weihnachten sollen die strengen Regeln für private Kontakte – maximal fünf Personen aus maximal zwei Hausständen – gelockert werden. Vom 24. bis zum 26. Dezember sind Treffen mit vier über den eigenen Haushalt hinausgehenden Personen zuzüglich Kindern im Alter bis 14 Jahre aus dem engsten Familienkreis zulässig. Merkel und die Ministerpräsidenten vereinbarten außerdem, dass Schüler und Kindergarten-Kinder spätestens ab Mittwoch für zunächst dreieinhalb Wochen zu Hause bleiben sollen. An Silvester und Neujahr gibt es ein An- und Versammlungsverbot. Zudem wird der Verkauf von Feuerwerk verboten.
Land hofft auf Jänner
In Vorarlberg werden die Maßnahmen im Nachbarland genau beobachtet. „Aus touristischer Sicht erschwert uns das die Situation weiter“, meint Tourismuslandesrat Christian Gantner (ÖVP). Es habe sich aber gezeigt, dass harte Maßnahmen auch eine Wirkung entfalten. Nun hoffe man auf die Zeit nach dem 10. Jänner. Dass hierzulande trotz höherer Zahlen kein harter Lockdown mehr gelte, liege daran, dass sich Österreich nun eben für andere Variante entschieden habe, sagt Gantner. Zwar würden die Zahlen sicher noch sinken. „Ich appelliere aber an die Eigenverantwortung, die Erfolge nicht zunichte zu machen.“ VN-RAM