Debatte über Impfpflicht für Pflegekräfte

Diskussion in Deutschland nimmt Fahrt auf. Für den Vorarlberger Experten ist die Sache aus gesundheitlicher Perspektive klar.
Bregenz Die Impfbereitschaft beim Pflegepersonal in den Heimen lässt zu wünschen übrig. Wie die VN berichteten, will sich in Vorarlberg nur rund ein Drittel der in Pflege und Betreuung Beschäftigten gegen Covid19 impfen lassen. Ob diese Berufsgruppe zur Impfung verpflichtet werden soll, wird derzeit in Deutschland diskutiert. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte die Diskussion angestoßen – und erntet nun heftige Kritik. „In dieser Pandemie wird es keine Impfpflicht geben“, erklärte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch: „Ich habe im Bundestag mein Wort gegeben. Und das gilt.“ Auch das Pflegepersonal solle mit Argumenten überzeugt werden.
Österreich setzt ebenfalls auf Überzeugungsarbeit. Der Vorarlberger Gesundheitsexperte und Mediziner Armin Fidler spricht von einer politischen Frage. Aus gesundheitlicher Perspektive sei die Sache klar. „Persönlich bin ich der Meinung, dass eine rigorose Impfpflicht für diese Berufsgruppe begrüßenswert und wichtig wäre.“ Das gelte nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie, sondern auch bei anderen Krankheiten wie beispielsweise Grippe, Masern oder Röteln. Wenn nichtgeimpftes Personal Menschen mit hohem Risiko in Pflegeheimen oder auf Intensivstationen im Krankenhaus anstecke, sei das höchstgefährlich, bekräftigt Fidler. „Österreich und Deutschland gehen sehr zögerlich vor. Aber in den USA und vielen anderen Ländern wäre es undenkbar, dass nichtgeimpftes Gesundheitspersonal eingesetzt wird.“
In den USA und vielen anderen Ländern wäre es undenkbar, dass nichtgeimpftes Gesundheitspersonal eingesetzt wird.
Armin Fidler, Public Health-Experte
Neben der Impfpflicht wird in Deutschland auch über eine FFP2-Maskenpflicht an diversen Orten diskutiert. In Bayern gilt diese bereits ab Montag in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Einzelhandel. Ein herkömmlicher Mund-Nasen-Schutz reicht nicht mehr. Wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Ö1 bestätigte, gebe es auch in Österreich Überlegungen über einen erweiterten Einsatzbereich von FFP2-Masken.
Schutz für sich selbst
Fidler hält das für sinnvoll – auch mit Blick auf die infektiösere britische Mutation des Coronavirus. „Im Frühjahr 2020 waren FFP2-Masken noch nicht so leicht zu bekommen. Damals sollte das Gesundheitspersonal zum Zug kommen. Doch jetzt gibt es keine Engpässe mehr.“ Wie der Experte erklärt, können diese Masken Viruspartikel herausfiltern, schützen also im Gegensatz zum herkömmlichen Mund-Nasen-Schutz auch den Träger. Zudem deckten sie die untere Gesichtshälfte – richtig getragen – besser ab, schützten also auch andere besser. Darüber hinaus seien die Masken aufgrund eines automatischen Verfallsdatums auch hygienischer als über mehrere Wochen lang getragene Stoffmasken, meint Fidler. „Ich sehe eigentlich kein Gegenargument.“