Trumps Trümmerhaufen

Auf Präsident Joe Biden wartet in Nahost Schwerstarbeit.
washington Wenn Donald Trump am Mittwoch das Weiße Haus räumt, hinterlässt seine Administration in Nahost verhärtete Fronten. Darüber können Scheinerfolge wie Israels Anerkennung durch vier arabische Staaten nicht hinwegtäuschen. Zu Vollzugsorganen des Kampfes gegen Israel, Judentum und „christlichen“ Westen sind nur anstelle der Palästinenser und ihres Terrors überall islamistische Attentäter getreten.
Treibende Kraft dieser „Ablehnungsfront“ sind nicht mehr die arabischen National-Regime von einst. Ihr letztes in Damaskus hat zwar zehn Jahre Bürgerkrieg überlebt, ist aber danach keine ernst zu nehmende Gefahr für Israel mehr. Neue Bedeutung hat Syrien hingegen als Aufmarschzone jener Macht, die erst recht nach ihrer Brüskierung durch Trump ein unversöhnlicher Gegner des amerikanisch-westlichen Lagers geworden ist: Die Islamische Republik Iran.
Der Schulterschluss von Emiraten und Bahrain mit Israel hatte zwar nach Aufbau einer geschlossenen Abwehrfront von Teheran am Golf ausgesehen. Sie wurde aber inzwischen schon wieder vom Zusammenrücken Saudi-Arabiens mit dem Staat von Katar durchbrochen: Einer trotz Kleinheit finanziellen und ideologischen Großmacht, die sich ins Lager der Muslimbrüder und Ayatollahs geschlagen hat.
Kalte Schulter
Wenn die Saudis jetzt ihren jahrelangen Boykott von Katar aufgaben, bedeutet das, dass sie dem US-Liebeswerben trotz Trumps Säbeltänzen mit Kronprinz Muhammad Bin Salman in Riad im Endeffekt die kalte Schulter zeigen. Das totale Gleichziehen Washingtons mit der israelischen Politik unter Verzicht auf seine frühere Vermittlerrolle im Palästinakonflikt lässt sich eben keinem Muslimpolitiker unterjubeln, bestenfalls teuer verkaufen.
So im Fall von Marokko: Trump hat seinen Ausgleich zu Israel mit Anerkennung von Rabats Griff nach der Westsahara honoriert. Dieses früher spanische Besitztum sollte nach dem internationalen Entkolonialisierungsplan für Afrika seine Unabhängigkeit erhalten. Dem kam jedoch Marokko im Jahr 1975 mit seiner Besetzung zuvor, viele Sahrauwis wurden vertrieben und vegetieren bis heute in algerischen Wüstenlagern. Das Völkerrecht blieb eindeutig auf ihrer Seite, doch glauben jetzt die Vereinigten Staaten vollendete Tatsachen geschaffen zu haben. In Wahrheit öffnet das schlechte Beispiel Westsahara für ganz Afrika den Weg zu neuen Aneignungskonflikten über die 1960 gezogenen Grenzen hinweg. Der zentralafrikanische Hexenkessel ist ein Vorspiel davon.