Palast mit vielen Fragezeichen

Wirbel um Nawalny-Video über angebliches Luxusanwesen von Putin.
moskau Mit Schmiergeldern soll sich der russische Präsident Wladimir Putin nach Recherchen seines inhaftierten Widersachers Alexej Nawalny einen riesigen Palast bauen haben lassen. In einem kürzlich veröffentlichten Video mit dem Titel „Ein Palast für Putin“ zeigt der 44-Jährige Luftaufnahmen des Anwesens an der Schwarzmeerküste – mit Parkanlagen, einer Kirche, einem Hubschrauberlandeplatz, einer Brücke und einer Orangerie. Bis Freitagnachmittag ist das Video auf Youtube bereits fast 60 Millionen Mal abgerufen worden.
Nach tagelanger Unklarheit gab es an diesem Tag erstmals wieder ein Lebenszeichen von Nawalny. „Meine psycho-emotionale Lage ist völlig stabil“, war auf seiner Instagram-Seite zu lesen. Der 44-Jährige zeigte sich auch erfreut über die große Resonanz auf sein Enthüllungsvideo.
Kreml dementiert
Kremlsprecher Dmitri Peskow wies erneut zurück, dass Putin etwas mit dem Grundstück nahe der Stadt Gelendschik zu tun habe. „Das ist einfach eine Lüge“, sagte er. Nawalny hingegen spricht vom größten Korruptionsskandal der russischen Geschichte und zeichnet anhand von Augenzeugen und Dokumenten Besitzverhältnisse nach, die aus seiner Sicht nur den Schluss zuließen, dass es Putins Palast sei.
Der Palast mit mehr als 17.500 Quadratmetern Fläche liegt in einer Weinbauregion nahe Gelendschik. Den Recherchen zufolge waren zeitweise „kleine Beamte“ aus der Präsidialverwaltung als Eigentümer eingetragen. Die Kosten sollen bei rund 100 Milliarden Rubel (1,3 Milliarden Euro) liegen.
Seit Monaten halten sich Spekulationen, dass sich Putin viel häufiger am Schwarzen Meer aufhalte als in Moskau. Putin selbst sagte im Dezember zu den Berichten über seine Person, es handele sich um gezielte Indiskretionen, die durch die westlichen Geheimdienste gestreut würden. Auch Nawalny sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten. Das weist er zurück.
Umstrittenes Verfahren
Der Kremlkritiker war nach seiner Rückkehr nach Russland in einem umstrittenen Eilverfahren in einer Moskauer Polizeistation zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Ihm drohen zudem viele Jahre Gefängnis und mehrere Prozesse. Hinter dem Vorgehen der Justiz und hinter einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok vom 20. August sieht er ein „Killerkommando“ des Inlandsgeheimdienstes FSB unter Putins Befehl. Putin und der FSB weisen die Anschuldigungen zurück. Die EU hat wegen des Anschlags Funktionäre in Russland mit Sanktionen belegt. EU-Ratspräsident Charles Michel bekräftigte in einem Gespräch mit Putin die Forderung Brüssels nach einer Freilassung Nawalnys.

Putin ortet gezielte Indiskretionen.
