Politiker und Promis drängen sich in ganz Österreich beim Impfen vor

Um die Corona-Impfung gibt es weiterhin ein Gedränge.
Wien Täglich gibt es neue Meldungen hauptsächlich über Politiker, die sich vorzeitig eine Dosis sichern. Meistens handelt es sich um Bürgermeister, die sich in ihrer Funktion als Eigentümervertreter von Seniorenheimen, wo als erstes geimpft wird, die Vakzine vor Ort holen. Das Land Vorarlberg führt nun sogar eigene „Impfaufpasser“ ein, die jede Impfaktion in Seniorenheimen dokumentieren.
Im Ländle haben sich bereits vier Bürgermeister in Altenheimen vorzeitig impfen lassen. Neben Wolfgang Matt (Feldkirch) und Katharina Wöß-Krall (Rankweil) haben auch Nobert Greussing und Martin Vallaster, die Gemeindeoberhäupter von Bizau (Bregenzerwald) und Bartholomäberg (Montafon), eine Impfung erhalten. Die Bürgermeister argumentieren alle sehr ähnlich: Sie hätten viel in den Altersheimen zu tun und sie hätten übrig geblieben Impfungen bekommen, für die sich keine anderen Impfwilligen gefunden hätten. In Bregenz sollen auch prominente Bürger der Stadt bereits geimpft worden sein (die VN berichteten).
Fälle in den anderen Bundesländern
Vorarlberg ist freilich nicht das einzige Bundesland, aus dem von Vordrängeln berichtet wird. Auch in Tirol, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sind in letzter Zeit Fälle aufgetreten, wonach übrig gebliebene Impfstoffe nicht an Heimbewohner, Gesundheitspersonal oder über 80-Jährige verabreicht wurden, sondern an Politiker, Gemeindebedienstete, Angehörige und andere.
Der Kärntner SPÖ-Politiker Jakob Strauß, Zweiter Präsident des Landtags und Bürgermeister von Sittersdorf, entschuldigte sich zuletzt für seine vorzeitige Corona-Impfung in einem Völkermarkter Pflegeheim. Das Thema betrifft aber nicht nur Bürgermeister. Auch Caritas-Direktor Michael Landau (60) und Oskar Deutsch (57), Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, sind schon geimpft. Deutsch hatte sich ebenfalls nachträglich entschuldigt. Landau dagegen argumentiert in der Tageszeitung „Österreich“, dass die Impfung im Rahmen seiner Tätigkeit als Seelsorger, die er seit 25 Jahren in Pflegeheimen ausübe passiert sei.
Andere Promis sind in Wien vorerst nicht auffällig geworden. Allerdings gibt es auch in der Bundeshauptstadt bereits Fälle, die zumindest diskutiert werden. Am Freitag wurde etwa bekannt, dass ein Direktor eines Pflegeheims die erste Dosis erhalten hat – noch bevor überhaupt jemand von den Bewohnern geimpft wurde. In einer weiteren Pflegeeinrichtung sollen nicht nur Bewohner und Mitarbeiter, sondern auch der 20-jährige Sohn der Pflegedirektorin bedacht worden sein. Dieser, so hieß es später, habe an einer Krebserkrankung gelitten.
In einem Seniorenheim in Floridsdorf sollen Anstaltsfremde, darunter ältere Nonnen und ein Pater aus einer benachbarten Kirche, aber auch der Ehemann der Pflegeleiterin und eine junge Praktikantin übrig gebliebene Dosen injiziert bekommen haben. In diesem Fall war laut Krisenstab die Vorgangsweise legal gewesen sei, da es wichtig sei, keinen Impfstoff zu vergeuden, wie es hieß. In Zukunft soll die Verabreichung von bei Coronavirus-Impfaktionen übrig geblieben Dosen aber genau geregelt werden. Dazu wird eine eigene Warteliste erstellt.
In Niederösterreich sind bis Freitagvormittag in Bezug auf die Impfung gegen das Coronavirus keine weiteren „Vordrängler“ aufgetaucht. Bereits Anfang der Woche war der Fall des Bürgermeisters von Pottendorf (Bezirk Baden), Thomas Sabbata-Valteiner (SPÖ), bekannt geworden. Er hatte sich im örtlichen Pflege- und Betreuungszentrum immunisieren lassen.
Bereits geimpft ist auch Karin Baier (SPÖ), Bürgermeisterin von Schwechat. Sie erhielt ebenfalls in einem Seniorenheim die Injektion. Dort seien zahlreiche Dosen übrig geblieben, weshalb Angehörige und Risikopatienten kontaktiert worden wären. Zur zweiten Kategorie zählt Baier – aufgrund einer seit vielen Jahren vorliegenden chronischen Erkrankung.
Bürgermeister sind keine Prio 1
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat in der „ZiB2“ Donnerstagabend klargestellt, dass Bürgermeister Kraft ihrer Funktion nicht zur Prioritätsgruppe I gehören. Einen Anspruch auf die Impfung hätte diesen nur, wenn sie beispielsweise regelmäßig als Freiwillige in den Pflegeheimen tätig wären. APA