Verdacht auf Fluchthilfe

Unterstützung für Ex-Wirecard-Vorstand: Mutmaßliche Helfer im Fokus.
wien Im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal sind drei mutmaßliche Fluchthelfer von Ex-Manager Jan Marsalek in Österreich festgenommen worden. Dabei handle es sich um einen ehemaligen Nationalratsabgeordneten der FPÖ, Thomas Schellenbacher, einen Ex-Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sowie um einen suspendierten BVT-Beschäftigten, bestätigte die Staatsanwaltschaft Wien am Montag.
Nach Minsk geflohen
Die Ermittlungen liefen wegen des Verdachts der Begünstigung. Der Ex-Abgeordnete befinde sich wegen anderer Ermittlungen in Haft, der ehemalige BVT-Beschäftigte sei inzwischen wieder auf freiem Fuß. Beim dritten Verdächtigen sei noch unklar, ob Untersuchungshaft verhängt wird. Mit Hilfe von zumindest zwei der Verdächtigen soll Marsalek im Juni 2020 vom Flughafen Bad Vöslau nach Minsk geflohen sein, berichteten „Die Presse“ und „Der Standard“ unter Berufung auf Ermittlungsakten. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Der frühere BVT-Abteilungsleiter M.W. soll nebenberuflich für Wirecard gearbeitet haben, um die Zahlungsfähigkeit von Online-Pornodiensten zu überprüfen. Eine genehmigte Nebenbeschäftigung lag laut Innenministerium nicht vor. Der zweite Festgenommene wird nach Angaben einer Sprecherin vom Dienst suspendiert.
Die Untersuchungshaft gegen Schellenbacher hat ursächlich nichts mit den Wirecard-Ermittlungen zu tun. Gegen den früheren Abgeordneten liegt eine Betrugsanklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vor. Nachdem die neuerlichen Ermittlungen gegen Schellenbacher bekannt wurden, verhängte das Straflandesgericht Wien die Untersuchungshaft wegen Tatbegehungsgefahr. Einen Prozesstermin in der Betrugscausa gibt es noch nicht.
Der Grüne David Stögmüller verwies darauf, dass auch die Frage, ob Marsalek inoffiziell oder offiziell als V-Mann für das BVT gearbeitet habe, noch nicht restlos aufgeklärt sei. „Hier braucht es klare Fakten und auch eine Klärung, welche Daten vom BVT wann genau an Marsalek beziehungsweise Wirecard geflossen sind.“
Der frühere österreichische Manager des mittlerweile insolventen deutschen Bezahldienstleisters Wirecard ist seit Juni untergetaucht. Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Verdächtigen organisierten Bandenbetrug vor. Sie sollen mit gefälschten Bilanzzahlen über drei Milliarden Euro von Banken und Investoren erschwindelt haben.
„Hier braucht es klare Fakten und auch eine Klärung, welche Daten (…) geflossen sind.“