„Mir wurden zwei, drei Millionen geboten“

Der mutmaßliche Drahtzieher des Ibiza-Videos äußert sich erstmals in Interviews. Es sei kein Geld geflossen.
wien Der mutmaßliche Drahtzieher des Ibiza-Videos, Julian H., hat sich zum ersten Mal in Interviews zu Wort gemeldet. Dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ sagte der Verdächtige, das Video sei der Versuch gewesen, dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Korruption und Untreue nachzuweisen. „Alles in allem hat es schließlich mehr als 100.000 Euro gekostet.“ Für das Video selbst habe er kein Geld erhalten, sagte H. zum „Standard“. „Es gab Angebote nach der Veröffentlichung. Zwei, drei Millionen, wenn ich mich öffentlich bekennen und die SPÖ oder Haselsteiner (Anm: der Industrielle Hans Peter Haselsteiner) belasten würde.“
Der Sicherheitsberater sitzt in Deutschland in Auslieferungshaft. Die österreichische Justiz ermittelt gegen ihn wegen Drogenhandels und Erpressung. Die Vorwürfe bezeichnete H. als „konstruiert“. Über die Wirkung des Videos sei er überrascht gewesen, sagte der Inhaftierte. „Ich ging nie davon aus, dass das Video zum Rücktritt führen würde. Ich dachte, es wird ein Skandal, es wird einen U-Ausschuss geben, aber (Anmerkung: ÖVP-Chef und Bundeskanzler Sebastian) Kurz wird an Strache festhalten, weil er nur mit ihm stramm rechte Politik machen kann.“ Das im Mai 2019 veröffentlichte Ibiza-Video hatte zum Sturz der Regierung von ÖVP und FPÖ geführt.
Erstaunt habe ihn, wie unglaublich einfach es gewesen sei, Strache 2017 in die Finca zu locken, sagte H. zu der Zeitung. Der Strache-Vertraute Johann Gudenus sei nach Angaben des Detektivs schon zuvor vor einer drohenden Videofalle gewarnt worden – und zwar aus dem Umfeld von Kurz, dessen Partei wohl über einen Journalisten von den Plänen erfahren habe. Letzteres dementieren Gudenus und die ÖVP.
Der Privatdetektiv erklärte auch, er habe die Staatsspitze vorwarnen wollen, eine Mail geschrieben und sich in einem Hotel mit einem Mitarbeiter von Bundespräsident Alexander Van der Bellen getroffen. Die Präsidentschaftskanzlei bestätigte eine E-Mail einen Tag vor der Veröffentlichung des Videos. Sie habe „vage Andeutungen über eine bevorstehende Veröffentlichung zum Thema Korruption“ enthalten und sei „ad acta“ gelegt worden. Von dem Treffen sei nichts bekannt.