Doch noch kein Licht am Ende des Tunnels

Fehlende Impfstofflieferungen gefährden den Impfplan.
Wien Licht am Ende des Tunnels, ein ganz normaler Sommer 2021, alle Über-65-Jährigen bis Ende März oder Mai geimpft, bis zum Sommer wird jeder, der möchte, eine Impfdosis erhalten: All das hat die Bundesregierung schon versprochen. Ob sie etwas davon halten kann, ist fraglich. Es hapert beim Impfstoff.
Das Mittel von AstraZeneca wäre der Schlüssel zum Erfolg gewesen. In Österreich wurden im ersten Quartal fast zwei Millionen Dosen erwartet. Vermutlich werden es 350.000 im Februar. Wie es weitergeht ist unklar, ebenso ob der Impfstoff für Personen über 55 Jahren zugelassen ist. Vergangene Woche erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) noch, im Falle einer Teilzulassung sofort auf Plan B umstellen zu können. Am Montag meinte er dann doch, den Impfplan für Über-80-Jährige aufgrund der Lieferengpässe zu ändern. Auch Gesundheitsexperte Armin Fidler weiß: „AstraZeneca spielt eine ganz wichtige Rolle.“ Ohne deren Impfstoff gibt es in Vorarlberg im Februar gerade einmal 600 Dosen von Moderna für weitere Erstimpfungen.
Streit mit AstraZeneca
Die EU-Kommission und AstraZeneca befinden sich auf Grund der angekündigten Lieferengpässe im Clinch. Der Pharmakonzern will keine konkreten Zusagen gemacht haben. Man sei nicht zur Lieferung bestimmter Mengen verpflichtet, erklärte Firmenchef Pascal Soriot. Die EU-Kommission widerspricht. Es gebe eine vertraglich festgelegte Menge. Daran müsse sich der Konzern fristgerecht halten, fordert EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. AstraZeneca will hingegen statt der erwarteten 80 Millionen Impfdosen im ersten Quartal nur 31 Millionen liefern.
Die EU hatte im August bis zu 400 Millionen Impfdosen bestellt und nach eigenen Angaben 336 Millionen Euro für Entwicklung und Fertigung vorgestreckt. Nach Darstellung der EU-Kommission hätte AstraZeneca seit Oktober auf Vorrat produzieren müssen, damit der Impfstoff sofort nach der Zulassung bereitsteht. Die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird am Freitag erwartet. Unklar ist noch, ob das Mittel auch für Über-55-Jährige geeignet ist. Bei der Wirksamkeitsstudie waren nur acht Prozent der rund 10.000 Probanden zwischen 56 und 69 Jahre alt, drei bis vier Prozent über 70.
Weitere Zulassung in Sicht
Die EU-Kommission hat sich über zwei Milliarden Impfdosen von sechs Konzernen gesichert. Zugelassen sind bislang aber nur die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna. Laut Kommissionsangaben wurden mit den Herstellern Abnahmegarantien vereinbart und dafür ein Teil der Vorlaufkosten übernommen. Das bereitgestellte Geld sei als Anzahlung gedacht.
Nach dem Mittel von AstraZeneca ist der Impfstoff von Janssen-Cilag (Johnson & Johnson) der nächste Kandidat für ein Zulassungsverfahren. „Der Impfstoff wird derzeit laufend überprüft. Das Unternehmen hat noch keinen Antrag auf Genehmigung gestellt“, heißt es bei der EMA auf VN-Anfrage. Daher wurden noch keine Fristen vereinbart. Kürzlich war von einem möglichen Zulassungsantrag im Februar die Rede. Gesundheitsexperte Fidler ist überzeugt, dass der Impfstoff große Bedeutung hätte, zumal es möglich wäre, dass eine Dosis davon reicht. Wie lange es bis zur Zulassung dauert, sei aber dahingestellt. „Es können Wochen sein, aber auch viele Monate.“