Ein Virus, zahlreiche Mutationen

Die ursprüngliche Variante des Coronavirus gibt es längst nicht mehr.
Wien Das Coronavirus ist noch nicht müde. Es mutiert. Das sei ganz normal, sagt Gabriele Hartmann, Leiterin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge am Landeskrankenhaus Feldkirch. Die ursprüngliche Variante des Virus wurde bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres abgelöst. Je mehr Personen infiziert seien, desto eher bilde sich ein fitterer Stamm.
Den Antikörpern entkommen
Derzeit geistern die brasilianische, britische und südafrikanische Variante herum. Diese Länderzuweisungen haben nichts mit dem Ursprungs- sondern dem Entdeckungsort zu tun. Das Coronavirus mutiere im Verhältnis zur Influenza recht wenig, aber es seien auch hier immer wieder neue Varianten zu erwarten, sagt Hartmann. „Es können sich auch Mutationen entwickeln, wodurch das Virus den Antikörpern entkommt.“ In diese Richtung gehe es ein wenig bei der südafrikanischen und brasilianischen Variante. „Sie schwächen die Wirkung der gebildeten Antiköper ab, aber nicht so stark, dass die Antikörper nicht mehr wirksam sind.“ Dass das Virus eines Tages eine solche Mutation entwickle, sei aber möglich.
Noch wenige Reinfektionen
Nach derzeitigem Wissensstand besteht nach eine Coronainfektion mindestens sechs Monate Schutz vor einer neuerlichen Ansteckung. Berichte von Reinfektionen gebe es wenig. Es zeigten sich dann aber eher leichte Symptome. Je länger die Pandemie anhalte, desto häufiger würden Reinfektionen. Bei Impfungen müsse die Dauer der Schutzwirkung erst in Verlaufsstudien ermittelt werden, sagt Hartmann.
Die mRNA-Impfstoffe reichten bei den aktuellen Varianten noch aus. Laut jüngsten Studienergebnissen kann auch der Vektorimpfstoff von AstraZeneca dagegen halten, allerdings nur begrenzt. Die Untersuchungen zeigen laut „Financial Times“, dass leichte Erkrankungen trotz Impfung möglich sind, schwere Verläufe allerdings nicht.
Hartmann geht davon aus, dass man den Impfstoff früher oder später adaptieren muss. Wichtig sei nun, das Geschehen mit Hilfe von Sequenzierungen zu beobachten und die Infektionszahlen niedrig zu halten.
Virus mutiert schon länger
„Je mehr infiziert sind, desto eher gibt es Mutationen und desto eher kann sich ein fitterer Virusstamm ausbilden“, erklärt die Chefhygienikerin. Das Coronavirus mutiert schon länger. „Die Ursprungsvariante wurde im Frühjahr 2020 von einer infektiöseren Variante – D614G – abgelöst.“ Sie habe sich weltweit durchgesetzt. „Auch die neuen Virusvarianten haben diese Mutation.“
Im Frühjahr wird es besser
Die aktuellen Hygienemaßnahmen reichen laut der Expertin aus. „Es wird viel getestet, Masken getragen und ein Mindestabstand vorgeschrieben. Wir müssen nun lernen mit der Epidemie umgehen, schrittweise wieder öffnen, schauen, wie sich die Zahlen entwickeln und reagieren, bevor sie zu hoch werden“, sagt Hartmann. Im Frühjahr und Sommer werde es dann ruhiger. Die Aktivitäten verlagerten sich ins Freie. Außerdem seien alle engen Verwandten des Coronavirus saisonal auftretende Viren, die nach dem Herbst und Winter wieder abflauen. „Meine Vermutung ist, dass wir das Virus im Sommer deutlich weniger spüren als letztes Jahr, weil durch Impfungen und Infektionen auch mehr Menschen eine Immunität aufweisen.“