Die zwei Gesichter der Emirate

Abu Dhabi im Höhenflug. Flucht aus Dubai.
dubai Die Reichen und Schönen der Welt weichen derzeit vor den Covid-Lockdowns in die Vereinigten Arabischen Emirate aus. Beachpartys am Golf-Strand sind in aller Munde. Vorbei die Zeiten, da die Kleinstaaten bestenfalls Briefkartenliebhabern wegen bunten Motiven mit nackten Schönheiten bekannt waren. Mit ihnen machten die Postverwaltungen der Scheichtümer, wo sonst jede Frau in der Öffentlichkeit verhüllt sein musste, im Ausland gute Geschäfte.
„Sieben Zwerge vom Golf“
Bei ihrer Staatswerdung vor 50 Jahren wurden die ehemaligen Seeräuber und Perlentaucher als „Sieben Zwerge vom Golf“ belächelt. Dann kamen Erdöl- und Erdgassegen, mit dem jedoch die einzelnen Golfpotentaten recht verschieden umgingen. Abu Dhabi, auch sonst größtes der Emirate, hat sich jedenfalls zu einer überregionalen Finanz-, Militär- und Kulturgroßmacht herausgemacht. Diese Bandbreite bei Verwendung der Petromilliarden ist in erster Linie Prinzregent Muhammad bin Zayed zu verdanken, der für seinen wegen einem Schlaganfall behinderten Bruder die Geschäfte führt. Er wirtschaftet so gut, dass er sogar dem viel reicheren Saudi-Arabien Konkurrenz macht: Dieses hat eben internationale Konzerne, die sich in Abu Dhabi niedergelassen haben, zum Umzug nach Riad aufgefordert, wenn sie weiter mit den Saudis Geschäfte machen wollen. Auch auf militärischem Gebiet sind die Emirate, obwohl im Jemen mit den Saudis gegen die Rebellion der Huthis verbündet, eigentlich schon mehr Rivalen: Sie suchen sich die Insel Sokotra und den Südjemen zu sichern. Abu Dhabis Stärke liegt in der Luftwaffe und da wieder bei seinen Piloten. Die flogen schon gegen den Islamischen Staat (IS), sind heute bis nach Libyen im Einsatz. Auf kulturellem Gebiet hat Muhammad bin Zayed in Abu Dhabi einen „Louvre“ gegründet und im Februar 2019 den Besuch von Papst Franziskus ermöglicht. Seitdem ist sein Emirat im islamisch-katholischen Dialog führend geworden.
Rätsel um Verbleib
In Dubai sehen die Dinge ganz anders aus. Dort strebt Emir Muhammad bin Raschid Al Maktum mit Wolkenkratzern 800 Meter in die Höhe. Sonst konzentriert er sich auf seinen Rennstall – und auf den Palast-Harem. Prinzessinnen suchen ihr Heil in der Flucht: Tochter Shamsa wurde aus England zurückgefangen, Maktums sechste Nebenfrau Haya, Tochter des Königs Hussein von Jordanien, kann sich bisher in London behaupten. Akut ist gerade im Harem von Dubai das Schicksal von Prinzessin Latifa. Niemand weiß, ob sie überhaupt noch am Leben ist.
