Bundesregierung will Glücksspiel drosseln

Geschäft mit Süchtigen muss gebändigt werden, sagt Tomaselli.
Wien Das Schicksal des Marlboro Man könnte sich für Mr. Green wiederholen. Ausgerechnet die Grünen werden mitverantwortlich sein, dass sich die Werbefigur des gleichnamigen Glücksspielanbieters aus der Öffentlichkeit zurückziehen muss. Der Grund ist das geplante Glücksspielpaket der Bundesregierung inklusive Geoblocking und Werbebeschränkungen. „Wir wollen mehr Regeln und mehr Kontrollen. Das Glückspiel ist ein Geschäft mit Süchtigen, die wir schützen müssen“, sagt Grünen-Abgeordnete Nina Tomaselli.
Der Ministerrat hat sich am Mittwoch auf ein Paket verständigt. Der Gesetzesentwurf werde im April in Begutachtung gehen. Ziel ist zum einen, Glücksspielwerbung einzuschränken. „Jede verherrlichende Darstellung soll der Vergangenheit angehören“, sagt Tomaselli. Das gelte etwa für die Schaltungen der Casinos Austria, die Glücksspiel als glamourösen Livestyle darstellen, während es für viele schwerwiegende finanzielle und gesundheitliche Folgen habe.
Neu ist das Vorhaben, In-Game-Käufe bei Online-Spielen zu regulieren. Kinder und Jugendliche sollen etwa keine Truhen kaufen können, wenn sie nicht vorher wissen, was drinnen ist. „Mit diesen Boxen werden sie oft an das Glücksspiel herangeführt“, erklärt Tomaselli.
In den Casinos soll die Spielgeschwindigkeit bei Automaten gedrosselt werden. Außerdem ist geplant, dass sich die Geräte nach einer Zeit automatisch abschalten und die maximalen Spieleinsätze verringert werden. Türkis-Grün will ebenso die drei noch nicht vergebenen Casinolizenzen streichen. „Derzeit sind zwölf Lizenzen an die Standorte der Casinos Austria vergeben“, erklärt Tomaselli. Bundeslizenzen für eine bestimmte Art von Automaten (Video Lottery Terminals) werden abgeschafft, sodass Bundesländer, die das kleine Glücksspiel verbieten, nicht übergangen werden können.
Online soll nur noch mit eigenem Spielerkonto gezockt werden können; mit Höchsteinsatz, damit nicht mehr verspielt wird, als man sich leisten kann. Außerdem will die Koalition das Online-Angebot auf österreichische Lizenznehmer begrenzen. „Alle anderen werden geblockt“, auch jene mit Lizenzen anderer EU-Ländern, sagt Tomaselli.