Bregenz Seit einem Jahr hat die Pandemie Vorarlberg im Griff. Einer, der im Kampf gegen Corona seit dem Beginn an vorderster Front steht, ist Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Im Kurzinterview mit den VN blickt er auf die vergangenen Monate zurück und berichtet von der für ihn persönlich größten Herausforderung im November. Im Vergleich zur zweiten Welle sei die erste im Frühjahr nur ein Wellchen gewesen, sagt Grabher. Zudem unterstreicht er die große Bedeutung der Impfstoffe. Nur sie würden eine Chance auf ein normales Leben bieten.
Was war im März 2020 die größte Herausforderung?
Wir wussten nur sehr wenig, das war die größte Herausforderung. Es gab kaum Regularien, wenige Empfehlungen. Viele Maßnahmen, die gesetzt wurden, waren eigentlich intuitiv. Mittlerweile ist alles mehr oder weniger geregelt.
Welche Situation hat Sie in den letzten zwölf Monaten persönlich am meisten gefordert?
Das war sicher jene Phase während der zweiten Welle im November, als die Zahl der täglichen Neuinfektionen stark angestiegen ist. Die Systeme drohten zusammenzubrechen. Das Aufspüren von Kontaktpersonen, die Testkapazitäten waren am Limit. Wenn man sich die Zahlen auf den Dashboards anschaut, war die erste Welle eigentlich ein Wellchen im Verhältnis zur zweiten.
Können Sie einen Ausblick geben, wie es mit der Pandemie weitergeht?
Der Ausblick hängt von den Impfungen ab. Sie sind die einzige Hoffnung. Nur sie bietet uns eine Chance auf ein normales Leben. Mit unseren Maßnahmen können wir die Pandemie eindämmen, aber nie besiegen. Deswegen wäre es wichtig, eine höhere Durchimpfungsrate zu erreichen. Wir müssen auf eine Durchimpfung von 60 bis 70 Prozent kommen. Nach den aktuellen Anmeldungen auf der Vormerkplattform kommen wir noch nicht auf diesen Wert. So kann es uns nicht gelingen.
Wann werden denn alle geimpft sein, die das wollen?
Das ist schwierig zu prognostizieren. Der Bund hat zugesagt, dass sich die Lieferungen Mitte bis Ende März erhöhen. Im April soll es zu einer Verdoppelung kommen. Sollte das der Fall sein, wird sich der Prozess unglaublich beschleunigen. Doch das ist Spekulation. Wir könnten die Vorarlberger Bevölkerung jedenfalls in einer Woche durchimpfen, wenn es genügend Impfstoff gäbe.